Johann Sebastian Bach

Matthäus-Passion

Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode

Dauer: 160–180 Minuten
Gattung: Oratorische Passion
Entstehungszeit: vor 1727
Uraufführung: 11. April 1727 (Leipzig)

Inhaltsverzeichnis

Bachs Matthäus-Passion in 5 Sätzen

Mit seiner Matthäus-Passion schuf Johann Sebastian Bach ein Meilensteinwerk der protestantischen Kirchenmusik. In Aufführungsdauer (je nach Aufführung bis zu drei Stunden!) und Besetzung (Solisten, zwei (!) Chöre, zwei (!) Orchester) ist die Matthäus-Passion Bachs umfangreichstes Werk und übertrifft damit in ihren Dimensionen noch deutlich die H-Moll-Messe. Inhaltlich geht es um das Leiden und Sterben von Jesus Christus auf der Grundlage des Evangeliums nach Matthäus. Die Wirkungsgeschichte des Werks ist bemerkenswert: Nach Bachs Tod geriet es in Vergessenheit, war dann jedoch ausschlaggebend für die „Wiederentdeckung“ Bachs, als Felix Mendelssohn Bartholdy es im Jahr 1829 in einer gekürzten Version aufführte.

Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.

4 Highlights aus Bachs Matthäus-Passion

Highlight 1: Eröffnungschor

Die Wirkung von Bachs Matthäus-Passion ist monumental. Dadurch, dass Bach jeweils zwei Chöre und Orchester verwendet, ergeben sich immer wieder „Dialoge“ zwischen den Gruppen. Es ist schwierig, einzelne Höhepunkte aus dem Werk herauszugreifen. Überwältigend ist aber auf jeden Fall der groß dimensionierte Eröffnungschor:

Highlight 2: ein Choral als gliederndes Element

Im Verlauf der Matthäus-Passion erklingt der Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“ insgesamt fünfmal. In verschiedenen Textierungen und Harmonisierungen wird so das dramatische Geschehen immer wieder „kommentiert“:

Highlight 3: „Herr, bin ich’s?“

Jetzt kommt etwas für alle Fans der Zahlensymbolik. Auf Jesus‘ Worte „Einer unter euch wird mich verraten“ antworten die erschrockenen Jünger mit der Frage „Herr, bin ich’s?“. Diese Frage hören wir in einem wilden Durcheinander elf Mal. Aber wie oft müsste es sein, wenn alle Apostel fragen würden? Genau, zwölf Mal. Einer fehlt. Judas.

Highlight 4: BARABBAM!!!

Und dann gibt es da diese berühmte Stelle, bei dem sich einem die Nackenhaare aufstellen 😊 Pilatus fragt das Volk, wen er freigeben soll – Jesus oder Barabbas? Und das Volk antwortet mit einem gewaltigen Aufschrei:

3 Fragen und Antworten zu Bachs Matthäus-Passion

Frage 1: Welche Formen gibt es in Bachs Matthäus-Passion?

Bach verwendet in seiner Matthäus-Passion eine Fülle verschiedener musikalischer Formen, darunter Rezitative, Arien, Choräle und sogenannte „Turba-Chöre“ – hier singen Menschenmengen, die unmittelbar an der Handlung beteiligt sind, also zum Beispiel die Jünger, das jüdische Volk und die Soldaten.

Frage 2: Welche Textgattungen gibt es in Bachs Matthäus-Passion?

Es gibt drei unterschiedliche Textgattungen, denen Bach jeweils eigene musikalische Formen (siehe oben) zuweist: Bibeltexte (Rezitative und Turba-Chöre), freie Dichtungen (Rezitative, Arien und freie Chöre) sowie Kirchenliedtexte (Choräle).

Frage 3: Welche Solopartien gibt es in der Matthäuspassion?

Es gibt die Solopartien Evangelist, Jesus, zwei Mägde, Frau des Pilatus, zwei Zeugen, Simon Petrus, Judas Ischariot, Hohepriester, zwei Priester und Pilatus.

2 empfehlenswerte Aufnahmen von Bachs Matthäus-Passion

Aufnahme 1: Netherlands Bach Society, Jos van Veldhoven (live, 2014)

Eine wunderbare Aufführung mit einem durchgehend schlanken, transparenten Klang stammt von der Netherlands Bach Society unter der Leitung von Jos van Veldhoven:

Aufnahme 2: Akademie für Alte Musik Berlin, Thomanerchor Leipzig, Andreas Reize

In dieser Aufführung singt der Chor, für den Bach seine Matthäus-Passion geschrieben hat – der Thomanerchor Leipzig:

1 Zitat zu Bachs Matthäus-Passion

In dieser Woche habe ich dreimal die Matthäuspassion gehört, jedesmal mit demselben Gefühl der unermesslichen Verwunderung. Wer das Christentum völlig verlernt hat, der hört es hier wirklich wie ein Evangelium; es ist dies die Musik der Verneinung des Willens, ohne Erinnerung an die Askesis.

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