Ludwig van Beethoven

Klaviersonate Nr. 23 („Appassionata“)

Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode

Dauer: ca. 25 Minuten
Gattung: Sonate
Entstehungszeit: 1804–1806
Uraufführung: Unbekannt (Erstveröffentlichung 1807)

Inhaltsverzeichnis

Beethovens Appassionata in 5 Sätzen

Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 23 trägt den Beinamen „Appassionata“ („Die Leidenschaftliche“), weil sie einen Höhepunkt von Beethovens subjektivem Ausdruckswillen markiert. Der Beiname stammt allerdings nicht von Beethoven selbst, sondern vom Hamburger Musikverleger Cranz, der vermutlich die Verkaufszahlen ankurbeln wollte. Die Appassionata ist eine der bekanntesten und beliebtesten Klaviersonaten Beethovens, Anerkennung fand sie schon immer auch bei Personen, von denen man das im ersten Moment vielleicht nicht erwarten würde (siehe das Zitat unten). Wie so oft bei Beethoven wurden von späteren Interpreten und Wissenschaftlern zahlreiche Verbindungen zu außermusikalischen Werken gesucht, die allerdings nicht zweifelsfrei zu belegen sind – bei der Appassionata betrifft das vor allem Querverbindungen zu Shakespeare (Der Sturm, Macbeth, Hamlet, König Lear). Berühmt im Zusammenhang mit der Appassionata wurde der Pianist Glenn Gould (gefeiert für seine Einspielungen von Bachs Goldberg-Variationen), der sie für eines der schlechtesten Werke Beethovens hielt.

Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.

4 Highlights aus Beethovens Appassionata

Highlight 1: Extreme Gegensätze

Achten Sie einmal darauf, wie viele extreme Gegensätze Beethoven in kürzester Zeit am Anfang seiner Appassionata präsentiert. Da gibt es eine zuerst abwärts, dann aufwärts verlaufende Figur, einen Triller, ein düsteres Klopfmotiv, eine hinunterstürzende Kaskade und zwei abschließende Akkorde:

Highlight 2: „Rückblicke“ am Ende des ersten Satzes

Am Ende des ersten Satzes nimmt Beethoven „Rückblicke“ vor, was zur Zeit der Entstehung der Appassionata nicht unbedingt üblich war. Wir hören noch einmal die Themen des ersten Satzes, dann wird das Tempo langsamer…und immer langsamer…doch dann holt Beethoven zur großen Schlusssteigerung aus, bevor der erste Satz ganz leise verklingt:

Highlight 3: Sparsamkeit und Balance

Zwei Aspekte sind im zweiten Satz bemerkenswert: Erstens geht Beethoven mit dem Material, aus dem er die Melodie baut, extrem sparsam um – er benutzt zu Beginn nur vier Töne. Zweitens balancieren sich zwei Prozesse gegenseitig aus, denn während die Rhythmen immer kleiner werden (das erinnert übrigens an Beethovens letzte Klaviersonate), nimmt die Dynamik (Lautstärke) immer mehr zu:

Highlight 4: Sturm

Der dritte Satz ist ein einziger Sturm, ein Rennen, ein Galopp…Nennen Sie es, wie Sie möchten. Der Beiname „Appassionata“ und die Verbindungen zu bestimmten Shakespeare-Stücken, die manche Leute sehen, sind jedenfalls nicht mehr verwunderlich, wenn man diesen Satz gehört hat:

3 Fragen und Antworten zu Beethovens Appassionata

Frage 1: Ist Beethovens Klaviersonate Nr. 23 „Appassionata“ schwer zu spielen?

Ja. Die Appassionata hält schon sehr viele technische Herausforderungen bereit. Als besonders herausfordernd beschreiben Pianisten aber immer wieder die Tatsache, dass Beethoven vor allem in der Appassionata sehr orchestral gedacht hat. Man muss also versuchen, die Klangmasse eines ganzen Orchesters auf dem Klavier zu imitieren, was ziemlich schwierig ist.

Frage 2: Wem widmete Beethoven seine Klaviersonate Nr. 23 „Appassionata“?

Das Werk ist dem ungarischen Adligen Franz Brunsvik gewidmet, der auch als Cellist und Theaterunternehmer tätig war. Außerdem zählte Brunsvik zu den frühesten Förderern des Geigers Joseph Joachim (der später u. a. Brahms‘ Violinkonzert uraufführte).

Frage 3: Wie viele Klaviersonaten von Beethoven gibt es?

Beethoven vollendete 32 Klaviersonaten.

2 empfehlenswerte Aufnahmen von Beethovens Appassionata

Aufnahme 1: Pierre-Laurent Aimard (live, 2016)

Pierre-Laurent Aimard ist bekannt dafür, dass er sehr „analytisch“ spielt: Ihm ist es also wichtig, Struktur und Besonderheiten des Stücks zu vermitteln, indem er diese durch sein Spielen hörbar macht. Das gefällt nicht jedem (mir gefällt’s). Gepaart mit Aimards großer Musikalität ist seine Interpretation von Beethovens Appassionata eine der gelungensten, die ich kenne:

Aufnahme 2: Valentina Lisitsa (Videoproduktion)

Im Vergleich zu Aimards analytischem Zugang gestattet sich Valentina Lisitsa in ihrer Interpretation von Beethovens Appassionata mehr Freiheiten. Das führt zu einer leidenschaftlichen, „feurigen“ Spielweise, die vermutlich für viele „zugänglicher“ ist:

1 Zitat zu Beethovens Appassionata

Ich kenne nichts Schöneres als die Appassionata und könnte sie jeden Tag hören. Eine wunderbare, nicht mehr menschliche Musik! Ich denke immer mit Stolz: Seht einmal, solche Wunderwerke können die Menschen schaffen!

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