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Boston Symphony Orchestra: geprägt von 6 Kulturen

Das Boston Symphony Orchestra ist ein kultureller Schmelztiegel. In der langen Geschichte des Orchesters schlugen sich verschiedene kulturelle Einflüsse im Orchesterklang nieder. Auch deshalb gilt das Boston Symphony Orchestra heute als eines der besten Orchester der Welt.

Das lesen Sie in diesem Artikel:

Boston Symphony Orchestra: wie 6 Musikdirektoren den Klang formten

Kaum ein Orchester verbindet so viele verschiedene Kulturen wie das Boston Symphony Orchestra. Jeder Musikdirektor, der nach Boston kam, brachte ein Stück seiner Heimat mit und prägte dadurch den Orchesterklang.

Am Anfang war Europa…

Zu Beginn wurde das Boston Symphony Orchestra von der deutsch-österreichischen Klangtradition geprägt, als Arthur Nikisch von 1889 bis 1893 als Musikdirektor wirkte. Nikisch war bekannt für seine Interpretationen der Werke von Anton Bruckner und Pjotr Tschaikowski. Bruckners 7. Sinfonie hatte er 1884 sogar in Leipzig uraufgeführt.

Den zweiten prägenden Einfluss erhielt das Boston Symphony Orchestra aus Frankreich, denn Pierre Monteux war von 1919 bis 1924 Musikdirektor. Pierre Monteux wurde nach dem ersten Weltkrieg berühmt, weil er in stoischer Ruhe die Uraufführung von Igor Strawinskis Le sacre du printemps dirigierte, bei der es zu tumultartigen Ausschreitungen im Publikum kam.

Von der Kompetenz in der russischen Musik von Pierre Monteux ist es nicht mehr weit zum dritten kulturellen Einfluss, von dem das Boston Symphony Orchestra profitieren durfte: Als Serge Koussevitzky im Jahr 1924 Musikdirektor wurde, begann die russische Periode in Boston.

Koussevitzky förderte die Verbreitung der russischen Musik durch die Veröffentlichung der Werke von Strawinski, Rachmaninow, Prokofjew, Medtner und Skrjabin. Darüber hinaus beauftragte er Béla Bartók mit der Komposition des berühmten Konzert für Orchester, das dann auch am 1. Dezember 1944 von Koussevitzky und dem Boston Symphony Orchestra in der Boston Symphony Hall uraufgeführt wurde.

Entdecken Sie hier die Musikdirektoren, die das Boston Symphony Orchestra entscheidend geprägt haben!

…später war die Welt!

Im Jahr 1973 wurde der japanische Dirigent Seiji Ozawa Musikdirektor beim Boston Symphony Orchestra. Er prägte das Orchester fast 30 Jahre lang, indem er ausgedehnte Tourneen mit dem Boston Symphony Orchestra unternahm – nach Europa, China, Japan und Südamerika.

Erst im Jahr 2004 – über 120 Jahre nach der Gründung! – erhielt das Boston Symphony Orchestra seinen ersten amerikanischen Musikdirektor. James Levine, der auch der langjährige künstlerische Leiter der Metropolitan Opera in New York war, wirkte bis 2011 in Boston. Unter Levine begann die rege Uraufführungstätigkeit des Orchesters, denn viele zeitgenössische Werke erklangen in Boston zum ersten Mal. Darunter befinden sich beispielsweise Stücke der Komponisten Charles Wuorinen und Gunther Schuller.

Seit 2014 ist der lettische Dirigent Andris Nelsons der Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra. Der Shootingstar der Klassikszene, der seine Stelle in Boston mit nur 36 Jahren antrat, führt das Orchester in das digitale Zeitalter. Unter Nelsons wurden viele neue Konzertformate entwickelt, die nicht nur das „Stammpublikum“ ansprechen.

Boston Symphony Orchestra: Hierher kommt man, um zu bleiben

Das Boston Symphony Orchestra wird gerne als Zielorchester beschrieben. Ein Zielorchester ist ein Orchester, das für die Orchestermusiker den Zielpunkt ihrer Berufslaufbahn darstellt. Das heißt, die meisten Musiker, die ihre Stelle beim Boston Symphony Orchestra antreten, wechseln danach zu keinem anderen Orchester mehr.

Danach streben natürlich die meisten Orchester, denn die Loyalität der Orchestermusiker zeigt, dass im Orchester gut und angenehm gearbeitet wird. Stellen Sie sich vor: Das Boston Symphony Orchestra hatte in 90 Jahren nur drei Konzertmeister!

Bei so viel Tradition, Loyalität und Ausdauer ist es kaum verwunderlich, dass das Boston Symphony Orchestra zu den besten Orchestern der Welt zählt. Wie es sich für ein Orchester von dieser Klasse gehört, wird in Boston in der Boston Symphony Hall gespielt, die als eine der weltweit besten Konzerthallen gilt. Nicht viele Orchester können auf eine so gute Konzerthalle zurückgreifen, nicht einmal andere Weltklasseorchester wie das Chicago Symphony Orchestra.

Wenn Sie sich nun selbst ein Bild davon machen möchten, wie das Boston Symphony Orchestra in der Boston Symphony Hall klingt, sehen Sie sich doch das folgende Video an. Es dirigiert der aktuelle Musikdirektor Andris Nelsons. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen!

Jonathan Stark – Dirigent
Jonathan Stark – Dirigent

Hallo! Ich bin Jonathan Stark. Als Dirigent ist es mir wichtig, dass Konzert- und Opernbesuche beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei hilft Hintergrundwissen. Deshalb blogge ich hier über Schlüsselwerke der klassischen Musik, über Komponisten und Komponistinnen, über die Oper und vieles mehr, was sich in der aufregenden Musikwelt ereignet.

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