Johannes Brahms

Klarinettenquintett h-Moll

Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode

Dauer: 35–40 Minuten
Gattung: Quintett
Entstehungszeit: 1891
Uraufführung: 24. November 1891 (Meiningen, privat) / 12. Dezember 1891 (Berlin, öffentlich)

Inhaltsverzeichnis

Brahms‘ Klarinettenquintett in 5 Sätzen

Johannes Brahms schrieb sein Klarinettenquintett h-Moll für Klarinette, zwei Violinen, Bratsche und Violoncello, nachdem er eigentlich schon erklärt hatte, mit dem Komponieren aufhören zu wollen. Doch dann lernte er den Klarinettisten Richard Mühlfeld kennen, der sich das Klarinettenspiel ursprünglich autodidaktisch beigebracht hatte, im Verlauf seiner Karriere aber zum bekanntesten und erfolgreichsten Klarinettisten seiner Zeit avancierte. Brahms war derartig begeistert von Mühlfelds Klarinettenspiel (auch von anderen Zeitgenossen gibt es begeisterte Kommentare dazu), dass er gleich mehrere Werke für ihn schrieb (neben dem Klarinettenquintett auch noch ein Klarinettentrio sowie zwei Klarinettensonaten). Mit der öffentlichen Uraufführung des Klarinettenquintetts im Dezember 1891 in Berlin gelang Richard Mühlfeld, der dabei die Klarinettenpartie übernahm, der internationale Durchbruch. Oft wurde das Quintett als musikalischer Ausdruck von Brahms‘ unglücklicher Liebe zu Clara Schumann gedeutet.

Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.

4 Highlights aus Brahms‘ Klarinettenquintett

Highlight 1: Erster Satz – Allegro

Die beiden Geigen eröffnen das Klarinettenquintett mit einer Wellenfigur, die eine zentrale Rolle im Werk einnimmt: Sie kehrt im großen Klarinettensolo des zweiten Satzes sowie ganz am Ende des Werkes wieder. Die Klarinette greift dieses Wellenthema auf und spinnt es fort:

Highlight 2: Zweiter Satz – Adagio

Insbesondere der zweite Satz wurde oft mit Brahms‘ unglücklicher Liebe zu Clara Schumann in Verbindung gebracht. Brahms war sein Leben lang verliebt in Clara Schumann, aber auch nach dem Tod ihres Mannes Robert Schumann kamen die beiden nicht zusammen. Auch ungarische Einflüsse spielen in diesem Satz eine Rolle – Brahms imitiert beispielsweise das Zymbal, ein ungarisches Instrument.

Technisch herausfordernd ist übrigens der Schluss des Satzes: Der letzte Ton muss so leise wie möglich sein, was auf der Klarinette immer das Risiko birgt, dass er nicht „anspricht“ – also gar nicht klingt:

Highlight 3: Dritter Satz – Andantino

Das Herzstück dieses Satzes ist der schnelle Mittelteil, in dem einmal mehr Brahms‘ Liebe zur ungarischen Musik deutlich wird:

Highlight 4: Vierter Satz – Con moto

Der vierte Satz ist ein Variationensatz, und Variationen waren Brahms‘ Spezialität. Hier konnte er seine Meisterschaft im Entwickeln von kleinsten musikalischen Einheiten voll ausleben. Auch stilistisch tobt sich Brahms hier aus: Die erste Variation erinnert mich immer an die barocken Meister (zum Beispiel Bach), während die zweite wiederum ungarisch geprägt ist. Und dann ein letzter Aufschrei am Schluss…das ist schon gewaltig:

3 Fragen und Antworten zu Brahms‘ Klarinettenquintett

Frage 1: Für wen schrieb Brahms sein Klarinettenquintett?

Brahms schrieb sein Klarinettenquintett für Richard Mühlfeld, der Autodidakt auf der Klarinette war, im Verlauf seiner Karriere aber zum bedeutendsten Klarinettisten seiner Zeit wurde.

Frage 2: Wer spielte die Uraufführung von Brahms‘ Klarinettenquintett?

Den Klarinettenpart übernahm Richard Mühlfeld, dem das Werk gewidmet war. Begleitet wurde er vom Joachim-Quartett, einem der bedeutendsten Streichquartette des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Frage 3: Wie ging Richard Mühlfelds Karriere weiter?

Richard Mühlfeld gelang mit der Uraufführung von Brahms‘ Klarinettenquintett h-Moll der internationale Durchbruch. Er konzertierte daraufhin Jahr für Jahr in den wichtigsten europäischen Musikmetropolen (Wien, Berlin und London). Insbesondere in London wurde er zum Publikumsliebling.

2 empfehlenswerte Aufnahmen von Brahms‘ Klarinettenquintett

Aufnahme 1: Andreas Langenbuch, José Maria Blumenschein, Cristian-Paul Suvaiala, Junichiro Murakami, Simon Deffner (Live, 2019)

In dieser Aufnahme spielen Mitglieder des WDR Sinfonieorchesters:

Aufnahme 2: Dirk Altmann, Gil Shaham, Michael Dinnebier, Gunter Teuffel, Marin Smesnoi (Live, 2018)

Und diese Aufführung wurde im Konzerthaus Freiburg mitgeschnitten:

1 Zitat zu Brahms‘ Klarinettenquintett

Das Brahms'sche Klarinettenquintett ist auch ein Werk der Liebe, so kitschig es klingen mag. Sie [Johannes Brahms und Clara Schumann] kamen ja doch nicht zusammen, auch nach Schumanns Tod. Er schmachtet sie immer noch wie eine Teenagerliebe an in diesem Stück. Allerdings immer in diesem gebrochenen Zurückschauen.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Steffen Kublik

    Eines der schönsten kammermusikalischen Werke überhaupt. Man kann es wieder und wieder hören. Wie in anderen Werken, so zeigt sich auch in diesem die Meisterschaft des Komponisten Brahms gerade im kammermusikalischen Bereich. Nur schade, dass es noch keine Aufnahme mit Richard Mühlfeld gab.

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