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Corona im Opernbetrieb – zwei innovative Formate

Vor drei Wochen wurden hier im StarkConductor Blog drei Lösungsansätze für die aktuelle Corona-Problematik im Konzertbetrieb vorgestellt. Heute widmen wir uns der Welt der Oper.

Das lesen Sie in diesem Artikel:

Kein Zweifel: Die Corona-Beschränkungen im Konzertbetrieb umzusetzen, ist bereits eine herausfordernde Aufgabe. Ungleich schwieriger gestaltet sich die Situation aber in der Oper. Wohl keine andere Kunstform vereint so viele einzelne künstlerische Sparten in sich: Musik, Schauspiel, Deklamation, Tanz, Szenerie, Kostüme, Masken… Es ist diese Diversität, die die Oper so aufregend und liebenswert macht.

Entsprechend groß ist in der Oper die Anzahl der Mitwirkenden. Das, was Sie auf der Bühne sehen, wenn Sie im Zuschauerraum sitzen, ist nur ein kleiner Bruchteil der ganzen Produktion. Hinter, über und unter der Bühne arbeiten zahllose Personen, die Sie niemals zu Gesicht bekommen. Diese verborgenen Fachkräfte sorgen dafür, dass eine Opernvorstellung überhaupt möglich ist.

Und nun: Auftritt des Coronavirus. Eine Chorszene, in der sechzig Personen auf der Bühne auf engstem Raum eine Prügelei inszenieren? Unmöglich. (Solche Szenen gibt es zum Beispiel in Carmen, einer französischen Oper von Georges Bizet, die zu den meistgespielten Werken im Repertoire gehört.) Neunzig Orchestermusiker mit Sicherheitsabstand im Orchestergraben unterbringen? Viel Glück.

Die Opernhäuser haben es also momentan wirklich schwer. Da ist eine Menge Innovationskraft gefragt. Erste Produkte davon sind bereits auszumachen.

Oper auf dem Parkdeck

So spielte die Deutsche Oper Berlin am 12. Juni Richard Wagners Oper „Das Rheingold“ auf einem Parkdeck. 175 Personen waren im Publikum zugelassen, statt 80 Orchestermusikern spielten 22 eine Fassung der Oper für Kammerorchester. Das Entscheidende: Gänsehaut gab es trotzdem, wie die Medien berichteten.

Bei all den Einschränkungen, mit denen wir uns aktuell aufgrund der Corona-Pandemie abfinden müssen, zeigt das Projekt der Deutschen Oper Berlin meiner Meinung nach eines ganz deutlich: Die Oper ist eine derart überwältigende Kunstform, dass sie auch unter widrigsten Bedingungen noch ihre mitreißende Wirkung entfalten kann. Ich hoffe sehr, dass wir diese Erkenntnis auch in die Post-Coronazeit mitnehmen können.

Oper im Stream

Wo eine Live-Opernvorstellung beim besten Willen nicht möglich ist, hilft zum Glück immer noch die Technik: so hat beispielsweise die Opera Philadelphia den Opera Philadelphia Channel ins Leben gerufen, über den die kommende Saison dieses innovativen Opernhauses weltweit auf TV- und Streaming-Geräten angesehen werden kann. Selbstverständlich kann eine Opernvorstellung „aus der Konserve“ das Live-Erlebnis nicht ersetzen. Aber, wie oben bereits angedeutet: Die Kunstform Oper ist zäh. Magische Opernmomente sind auch im heimischen Wohnzimmer beim Streaming möglich.

Es bleibt spannend, welche neuen Formate die Konzert- und Opernhäuser auf der ganzen Welt in nächster Zeit entwickeln werden. Die Innovationen, die in diesem Prozess hoffentlich entstehen werden, werden auch immer wieder hier im StarkConductor Blog thematisiert werden.

Jonathan Stark – Dirigent
Jonathan Stark – Dirigent

Hallo! Ich bin Jonathan Stark. Als Dirigent ist es mir wichtig, dass Konzert- und Opernbesuche beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei hilft Hintergrundwissen. Deshalb blogge ich hier über Schlüsselwerke der klassischen Musik, über Komponisten und Komponistinnen, über die Oper und vieles mehr, was sich in der aufregenden Musikwelt ereignet.

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