Franz Schubert

Klaviersonate Nr. 21

Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode

Dauer: ca. 45 Minuten
Gattung: Sonate
Entstehungszeit: 1828
Uraufführung: Möglicherweise durch Schubert selbst im privaten Rahmen am 28. September 1828 in Wien

Inhaltsverzeichnis

Schuberts Klaviersonate Nr. 21 in 5 Sätzen

Die Klaviersonate Nr. 21 ist Franz Schuberts letzte Klaviersonate. Sie entstand zeitgleich mit den Klaviersonaten Nr. 19 und 20, die drei Klaviersonaten Nr. 19 bis 21 bilden damit die „Trilogie“ der drei letzten Klaviersonaten Franz Schuberts (ähnliche Trilogien gibt es auch bei den Symphonien Mozarts und den Klaviersonaten Beethovens). Charakteristisch für Schuberts Klaviersonate Nr. 21 ist die emotionale Entwicklung: Das Werk beginnt gleichmäßig und ruhig fließend, wird im weiteren Verlauf aber immer aufwühlender. Schuberts Klaviersonaten standen lange Zeit im Schatten von Beethovens Schaffen und erhalten erst seit dem Ende des 20. Jahrhunderts erhöhte Aufmerksamkeit.

Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.

4 Highlights aus Schuberts Klaviersonate Nr. 21

Highlight 1: gleichmäßig fließender Beginn

Dieser Beginn ist sooo trügerisch. Die Sonate beginnt so schlicht und volksliedhaft, man könnte direkt mitsingen. Man kann nicht im Entferntesten ahnen, wie aufwühlend die ganze Sache später noch wird – wäre da nicht dieser merkwürdige tiefe Triller (im Video 0:21)…der fast nur ein Geräusch ist…irgendwas stimmt da doch nicht…

Highlight 2: Klagegesang

Ich kann nicht anders, als den Beginn des zweiten Satzes als Klagegesang zu hören: Das Gesangliche aus dem ersten Satz wird zwar beibehalten, aber die Stimmung ist jetzt schon deutlich düsterer. Es ist, als hätte jemand eine ziemlich große Last zu tragen, und die fast manische Wiederholung des immer selben rhythmischen Motivs trägt auch zu diesem Gesamteindruck bei:

Highlight 3: Heiterkeit?

Nach den langsamen und umfangreichen ersten beiden Sätzen wirkt der dritte Satz überraschend: so kurz, so heiter, so leichtfüßig…ob das ernst gemeint ist? Entscheiden Sie das für sich selbst:

Highlight 4: aufwühlendes Finale

Ich glaube, für den letzten Satz aus Schuberts Klaviersonate Nr. 21 ist das Wort „aufwühlend“ erfunden worden. Man kann nämlich nicht sagen, dass dieser Satz „düster“ wäre. Vielmehr ist es so, als könnte man Schubert dabei zuhören, wie er versucht, ein positives Ende zu finden – aber es einfach nicht schafft.

Achten Sie beim Hören einmal darauf, wie die Musik immer wieder falsch abzubiegen scheint. Um die emotionale Tragweite dieses Satzes zu begreifen, muss man ihn vollständig hören (ähnlich wie bei Mahler), aber eine Stelle sei dennoch herausgegriffen: Wie Schubert uns (im Video ab 07:20) daran teilhaben lässt, wie er verzweifelt versucht, einen Schluss zu finden (Abrutschen-Abbrechen-Abrutschen…) – das ist schon bemerkenswert.

3 Fragen und Antworten zu Schuberts Klaviersonate Nr. 21

Frage 1: Welchen Einfluss hatte Beethoven auf Schubert?

Schubert stand sein ganzes Leben lang im Schatten Beethovens. Dabei hat Schubert Beethoven sehr bewundert – in seinen drei letzten Klaviersonaten gibt es mehrere Hinweise auf Beethovens Schaffen und auf seinem Sterbebett soll sich Schubert Beethovens Streichquartett Nr. 14 gewünscht haben.

Frage 2: Gibt es Querverbindungen zwischen Schuberts Klaviersonate Nr. 21 und seinen anderen Werken?

Da Schubert bis zu seinem letzten Lebenstag unglaublich produktiv war und eigentlich immer an mehreren Werken gleichzeitig arbeitete, gibt es zahlreiche Querverbindungen zwischen seinen Werken. In der Klaviersonate Nr. 21 gibt es beispielsweise Stellen, die an die Winterreise sowie an sein Streichquintett erinnern.

Frage 3: Warum werden Schuberts Klaviersonaten erst seit dem Ende des 20. Jahrhunderts geschätzt?

Schubert wurde für sehr lange Zeit als relativ unbedeutender „Biedermeier-Komponist“ abgetan. Allenfalls sein Liedschaffen war noch von Interesse. Zu groß war die Strahlkraft Beethovens, der bis ein Jahr vor Schuberts Tod noch am Leben war. Erst Ende des 20. Jahrhunderts fand eine tiefere Beschäftigung mit Schuberts Klaviersonaten statt – und dabei fand man heraus, dass es darin eigentlich sehr viele erstaunliche Dinge gibt 😊

2 empfehlenswerte Aufnahmen von Schuberts Klaviersonate Nr. 21

Aufnahme 1: Krystian Zimerman (Studio, 2017)

Krystian Zimerman gehört seit Jahrzehnten zur oberen Weltelite des Klavierspiels. Er ist bekannt für seinen kristallklaren Klavierklang, der gut zu Schuberts Klaviersonate Nr. 21 passt:

1. Satz
2. Satz
3. Satz
4. Satz

Aufnahme 2: Maria João Pires (Studio, 2013)

Die portugiesische Pianistin Maria João Pires wählt den klanglich etwas weicheren Ansatz und gelangt auch damit zu einer überzeugenden Interpretation. Hier exemplarisch der erste Satz:

1 Zitat zu Schuberts Klaviersonate Nr. 21

Die Tonkunst begrub hier einen reichen Besitz, aber noch viel schönere Hoffnungen.

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