Ludwig van Beethoven

Klaviersonate Nr. 32

Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode

Dauer: 25–30 Minuten
Gattung: Sonate
Entstehungszeit: 1822
Uraufführung: Unbekannt (Erstveröffentlichung 1822)

Inhaltsverzeichnis

Beethovens Klaviersonate Nr. 32 in 5 Sätzen

Die Klaviersonate Nr. 32 ist Ludwig van Beethovens letzte Klaviersonate und gilt als ein Meilenstein in der Klavierliteratur. Zusammen mit den Klaviersonaten Nr. 30 und 31 bildet sie die berühmte Trilogie von Beethovens „drei letzten Klaviersonaten“, die häufig als Gruppe in Konzerten gespielt werden. Beethovens Klaviersonate Nr. 32 zeichnet sich durch ihre ungewöhnliche und komplexe formale Struktur aus: Erstens besteht sie aus zwei Sätzen, wobei auf den ca. zehnminütigen Kopfsatz ein ca. doppelt so langer Variationensatz folgt. Zweitens tragen die Sätze keine traditionellen Satzbezeichnungen und weisen wenige bis gar keine thematischen Verbindungen auf.

Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.

4 Highlights aus Beethovens Klaviersonate Nr. 32

Highlight 1: Beginn des ersten Satzes – dunkel und dramatisch

Der erste Satz beginnt mit einer düsteren Einleitung, in der die Stimmung für den ganzen restlichen Satz festgelegt wird. Als Hörer bekommt man einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird:

Highlight 2: Arietta-Thema im zweiten Satz

Beethoven beginnt den zweiten Satz mit einer „kleinen Arie“ – einer Arietta. Arien sind eigentlich Gesangsstücke; wenn Sie regelmäßig in die Oper gehen, wissen Sie das natürlich. Aber auch in der Instrumentalmusik kann man Stücke, die sehr gesanglich wirken, als Arie bezeichnen. Berühmte Beispiele gibt es von Bach und Händel.

Das Thema von Beethovens Arietta ist innig, emotional und doch so schlicht. Die Bezeichnung „Arietta“ ist daher ganz treffend, denn man könnte wirklich mitsingen:

Highlight 3: Variationen des Arietta-Themas

Dann wird es, was die Form betrifft, wirklich ungewöhnlich: Beethoven variiert das Arietta-Thema (Highlight 2) insgesamt fünfmal. Jede Variation bringt etwas Neues – mal kontrastiert das Tempo, mal die Dynamik, mal der Rhythmus – aber immer lernen wir neue Facetten des Themas kennen. Insgesamt ist auffällig, dass Beethoven das musikalische Geschehen verdichtet, indem er den Rhythmus immer weiter „verkürzt“ – es passiert also „mehr“ in derselben Zeit. Entsprechend ungewöhnliche Taktarten muss Beethoven dafür wählen – zum Beispiel einen 12/32-Takt in der dritten Variation:

Highlight 4: Ende der Sonate – Entschweben

Am Ende zieht Beethoven noch einmal alle Register, und das sowohl als Komponist als auch als Pianist. Das Finale ist schnell und virtuos, doch am Ende „entschwebt“ die Musik in die Ferne:

3 Fragen und Antworten zu Beethovens Klaviersonate Nr. 32

Frage 1: Spielt Beethovens Klaviersonate Nr. 32 auch in anderen Kontexten eine Rolle?

Berühmt geworden ist die Beschreibung von Beethovens Klaviersonate Nr. 32 in Thomas Manns Roman „Doktor Faustus“. Wendell Kretzschmar, der Musiklehrer von Adrian Leverkühn, spielt und erklärt die Sonate – stottert allerdings dabei. Diese Auseinandersetzung von Thomas Mann mit Beethovens Komposition ist wirklich ein Meisterstück, denn sie ist nicht nur musikalisch tiefgründig und belastbar, sondern auch noch lustig.

Frage 2: Wie wurde Beethovens 32. Klaviersonate gedeutet?

Die ungewöhnliche Form und merkwürdigen Proportionen haben dazu geführt, dass Beethovens 32. Klaviersonate auf viele verschiedene Arten gedeutet wurde. Zusammenfassen lassen sich die Deutungen vielleicht so: Immer geht es um zwei Teile eines größeren Ganzen, was jeweils mit den beiden Sätzen der Sonate verknüpft wird. Für manche Leute ist der erste Satz „die Tiefe“, der zweite Satz „die Höhe“; andere sehen im ersten Satz den „Willen“, im zweiten „die Gnade“; wieder andere sprechen von „Diesseits“ und „Jenseits“ (siehe auch das Zitat unten).

Frage 3: Wem widmete Beethoven seine Klaviersonate Nr. 32?

Beethoven wollte seine Klaviersonate Nr. 32 zunächst gar niemandem widmen. Am 01. August 1822 gab er dann jedoch Erzherzog Rudolph von Österreich als Widmungsträger an, entschied sich allerdings knapp ein halbes Jahr später um: Die Sonate sollte schließlich Antonie Brentano gewidmet werden, einer zentralen Frau in Beethovens Leben, die manche Musikwissenschaftler für die mysteriöse „Unsterbliche Geliebte“ halten.

2 empfehlenswerte Aufnahmen von Beethovens Klaviersonate Nr. 32

Aufnahme 1: Maria João Pires (live, 2015)

Die Aufnahme von Maria João Pires finde ich bemerkenswert, weil Pires bestimmte Seiten von Beethovens Klaviersonate Nr. 32 hervorhebt, die selten hervorgehoben werden. Weite Strecken spielt sie voller Zärtlichkeit, voller Anmut:

Aufnahme 2: Daniil Trifonov (live, 2014)

Eine weitere Live-Aufnahme mit dem klassischeren („Aggresiver-Klang“-)Ansatz gibt es von Daniil Trifonov:

1 Zitat zu Beethovens Klaviersonate Nr. 32

In diesen zwei Sätzen finden wir das Diesseits und das Jenseits versinnbildlicht.

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