LUDWIG VAN BEETHOVEN
MISSA SOLEMNIS
Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode
Dauer: 70–80 Minuten
Gattung: Missa solemnis
Entstehungszeit: 1819–1823
Uraufführung: 7. April 1824 (Sankt Petersburg)
Inhaltsverzeichnis
Beethovens Missa solemnis in 5 Sätzen
Mit seiner Missa solemnis hat der deutsche Komponist Ludwig van Beethoven eine der berühmtesten Messkompositionen überhaupt geschaffen. Beethoven selbst bezeichnete seine Missa solemnis in seinen späten Lebensjahren als sein gelungenstes Werk. Ursprünglich sollte die Messe bei der Inthronisierung des Erzherzogs Rudolph von Österreich zum Erzbischof von Olmütz uraufgeführt werden. Dazu kam es jedoch nicht, denn Beethoven konnte das Werk nicht rechtzeitig fertigstellen. Kaum ein anderes Werk Beethovens wird so kontrovers diskutiert wie die Missa solemnis, da hier sehr traditionelle Strukturen (z. B. im Kyrie) und innovative Klangfarben (z. B. im Sanctus) aufeinanderprallen.
Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.
4 Highlights aus Beethovens Missa solemnis
Highlight 1: Kyrie
Am Beispiel des Kyrie wird deutlich, wie traditionell die Missa solemnis beginnt. Beethoven experimentiert hier nicht, sodass kaum zu erwarten ist, in welche unkonventionelle Richtung sich das Werk später noch entwickelt. Ein Musikkritiker schrieb im Jahr 1827, dass das Kyrie „zu dem Vorzüglichsten [gehöre], was die neueren Kompositionen in dieser Gattung hervorgebracht“ haben:
Highlight 2: Ende des Gloria
Das Ende des Gloria steht in krassem Gegensatz zum konventionell angelegten Kyrie. Entsprechend unbegreiflich war es auch dem bereits erwähnten Kritiker, der dazu schrieb: „Das Gloria ist nur stellenweise, manchmal nur taktweise begreiflich. […] Das Gloria bricht mit ganz kurzen Noten plötzlich ab und schließt. Dieses schwächte besonders den Eindruck.“
Highlight 3: Der „heilige Geist“ im Sanctus
Je länger die Missa solemnis dauert, desto unkonventioneller wird sie. Ein Beispiel dafür ist im Sanctus zu finden: Hier verkörpert eine Solo-Violine in höchster Tonlage das Herabsteigen des Heiligen Geists zur Erde – eine damals geradezu „unerhörte“ Klangfarbe:
Highlight 4: Krieg und Frieden im Agnus Dei
Im letzten Teil der Missa solemnis stehen sich ein strahlendes Friedensgebet und kriegerische Klänge gegenüber. Das Werk endet „friedlich“:
3 Fragen und Antworten zu Beethovens Missa solemnis
Frage 1: Was heißt Missa solemnis?
Der lateinische Begriff „Missa solemnis“ bzw. „Missa sollemnis“ bedeutet auf Deutsch „feierliche Messe“.
Frage 2: Wo entstand Beethovens Missa solemnis?
Beethoven komponierte die Missa solemnis in seinem Sommerhaus in Mödling bei Wien.
Frage 3: Wie viele Messen hat Beethoven geschrieben?
Beethoven hat zwei Messen komponiert: die (eher unbekannte) Messe in C-Dur, op. 86, im Jahr 1807 sowie die (sehr berühmte) Missa solemnis, op. 123, zwischen 1819 und 1823.
2 empfehlenswerte Aufnahmen von Beethovens Missa solemnis
Aufnahme 1: hr-Sinfonieorchester, Wiener Singverein, Andrés Orozco-Estrada, Regine Hangler, Katrin Wundsam, Steve Davislim, Hanno Müller-Brachmann (Live, 2016)
Diese Einspielung in luxuriöser Besetzung stammt vom Rheingau Musik Festival 2016:
Aufnahme 2: Orchestra of the Eighteenth Century, Daniel Reuss, Carolyn Sampson, Marianne Beate Kielland, Thomas Walker, David Wilson-Johnson (Live, 2016)
Allen Fans der historischen Aufführungspraxis sei diese Einspielung mit dem Orchestra of the Eighteenth Century empfohlen:
1 Zitat zu Beethovens Missa solemnis
Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen.
Ludwig van Beethoven
Missa Solemnis meint zwar wörtlich ‚feierlich‘, bedeutet vor allem eine ‚große Messe‘ im Gegensatz zur viel kürzeren Gattung der Missa brevis .
Zudem stimmt es auch überhaupt nicht, dass Beethovens C-Dur Messe viel unbekannter sei. Wahrscheinlich dürfte die C-Dur Messe sogar wegen der leichteren Spiel-und Aufführbarkeit wesentlich häufiger zu hören sein!
Lieber Herr Boehm, vielen Dank für Ihren Kommentar.
Ich schreibe diese Werkvorstellungen hauptsächlich für Menschen, die gerade erst damit beginnen, sich mit klassischer Musik zu beschäftigen. Entsprechend führe ich für jede Werkvorstellung eine Analyse des sog. „Search Intent“ in der Google-Suche durch. Im vorliegenden Fall ergab diese Analyse, dass mit der Suchanfrage „Was heißt Missa solemnis?“ nach der wörtlichen Übersetzung gesucht wird. Diesen Search Intent habe ich hier bedient. Das ergibt m. E. auch insofern Sinn, als die (inhaltliche) Unterscheidung zwischen „Missa solemnis“ und „Missa brevis“ komplexer ist, als man vielleicht zuerst vermuten würde. Wie Sie sicher wissen, müsste man dabei sowohl auf die Unterschiede zwischen den Konfessionen als auch auf die verschiedenen Misch- und Zwischenformen eingehen. Das würde einen eigenen Artikel für „Fortgeschrittene“ rechtfertigen, den es bislang (noch) nicht gibt.
Zum Vergleich mit der C-Dur-Messe empfehle ich zunächst genaues Lesen: Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich die C-Dur-Messe nicht als „viel unbekannter“, sondern als „eher unbekannt“ bezeichnet. Diese Aussage geht auf eine Online-Umfrage zurück, die ich im Jahr 2022 durchgeführt habe: Hier haben 82 % der ca. 1300 Befragten angegeben, Beethovens Missa Solemnis schon einmal ganz oder in Teilen bewusst angehört zu haben. Dieselbe Aussage tätigten nur 19 % der Befragten für Beethovens C-Dur-Messe. Wenn Sie hierzu aktuellere Zahlen haben, würde ich mich freuen.
Herzliche Grüße,
Jonathan Stark