Ludwig van Beethoven
Symphonie Nr. 7
Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode
Dauer: 40–45 Minuten
Gattung: Symphonie
Entstehungszeit: 1811–1812
Uraufführung: 08. Dezember 1813 (Wien)
Inhaltsverzeichnis
Beethovens Symphonie Nr. 7 in 5 Sätzen
Beethovens Symphonie Nr. 7 ist meiner Meinung nach seine hellste, strahlendste und insgesamt positivste Symphonie. Wer diesen Eindruck mit Beethovens Lebensumständen in Beziehung setzen möchte, kann die siebte Symphonie vielleicht am ehesten als „Kampfansage“ deuten: Die europäischen Befreiungskriege gegen die Vorherrschaft Napoleons zeichneten sich ab, persönlich kämpfte Beethoven mit seinem schlechter werdenden Gehör. Die Uraufführung des Werks war sehr erfolgreich. Beethovens Symphonie Nr. 7 zählte damit von Beginn an zu seinen beliebtesten Werken und wird auch heute noch mit am häufigsten gespielt.
Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.
4 Highlights aus Beethovens Symphonie Nr. 7
Highlight 1: Erster Satz – der tanzende Beethoven
Beethoven beginnt seine Symphonie Nr. 7 mit einer langsamen Einleitung, die sehr tänzerisch ist. Der Rhythmus steht hier im Mittelpunkt. Darauf folgt der schnelle Hauptsatz, der erstaunliche Gemeinsamkeiten mit einer frühen Mozart-Symphonie (KV 97) aufweist. Da Beethoven diese (unveröffentlichte) Mozart-Symphonie nicht gekannt haben kann, ist zu vermuten, dass sowohl Mozart als auch Beethoven sich von einem Werk eines Dritten haben inspirieren lassen. Wer aber dieser Dritte wohl war? Das ist bislang ein ungelöstes Rätsel der Musikgeschichte.
Highlight 2: Zweiter Satz – noch mehr Rätsel
Der zweite Satz aus Beethovens siebter Symphonie ist für mich einer der rätselhaftesten Symphoniesätze Beethovens. Nach dem überaus positiven, heiteren ersten Satz (Christian Thielemann nannte diesen einmal „gesund und kräftig“), ist der zweite Satz dunkel, bedrückend. Ganz prominent bringt Beethoven hier einen Rhythmus, der spätestens seit Schuberts „Tod und das Mädchen“ als „Todesrhythmus“ bekannt ist: Laaaaang-kurz-kurz.
Es ist für Dirigenten übrigens nicht einfach, mit diesem zweiten Satz umzugehen: Erstens überschreibt Beethoven den Satz mit der Tempoangabe „Allegretto“ (die viiiiiel Raum für Interpretation lässt), zweitens ist es schwierig zu entscheiden, wo die Phrasen „hinfließen“. Achten Sie beim Hören einmal darauf: Die Phrase wird länger…und länger….und noch länger….
Highlight 3: Dritter Satz – heiter und lebhaft
Im dritten Satz findet Beethoven dann zur heiteren Stimmung des ersten Satzes zurück. Der schnelle Satz endet so abrupt mit fünf Orchesterschlägen, dass Robert Schumann einmal sagte, man „höre den Komponisten die Feder wegwerfen“:
Highlight 4: Vierter Satz – volle Kraft voraus
Wenn der zweite Satz von Beethovens Siebter der rätselhafteste Symphoniesatz von Beethoven ist, ist der vierte Satz vielleicht derjenige, der dem Wahnsinn am nächsten kommt. Gut sieben Minuten lang gibt es hier nur ein Motto, nämlich „Vollgas!“. Dieser Schlusssatz ist energetisch, mitreißend, oder, um zu Christian Thielemann zurückzukehren: gesund und kräftig.
3 Fragen und Antworten zu Beethovens Symphonie Nr. 7
Frage 1: Was ist das Besondere an Beethovens 7. Sinfonie?
Beethovens 7. Sinfonie ist wahrscheinlich die tänzerischste, hellste und insgesamt positivste Beethoven-Sinfonie. Ihre Uraufführung zählte zudem zu den größten Erfolgen, die Beethoven erlebte.
Frage 2: Wem widmete Beethoven seine 7. Symphonie?
Beethovens 7. Symphonie ist Moritz Reichsgraf von Fries gewidmet, einem Kunstmäzen und Bankier. Im Jahr 2018 wurde allerdings ein weiteres Partiturexemplar entdeckt, auf dem Antonie Brentano als Widmungsträgerin eingetragen ist. Antonie Brentano war eine enge Freundin Beethovens – manche Musikwissenschaftler halten sie für die berühmte „Unsterbliche Geliebte“. Auch seine Klaviersonate Nr. 32 widmete Beethoven später Antonie Brentano.
Frage 3: War Beethoven bereits taub, als er seine Symphonie Nr. 7 komponierte?
Beethoven war noch nicht vollständig ertaubt, als er seine Symphonie Nr. 7 komponierte. Allerdings litt er bereits an zunehmender Schwerhörigkeit. Er hörte bereits so schlecht, dass er hauptsächlich schriftlich kommunizierte (mit sogenannten „Konversationsheften“).
2 empfehlenswerte Aufnahmen von Beethovens Symphonie Nr. 7
Aufnahme 1: Concertgebouworkest, Iván Fischer (live, 2014)
Das ist die packendste Aufnahme von Beethovens Siebter, die ich kenne. Iván Fischer und das Concertgebouworkest halten die Energie von Anfang an an der Oberkante und gehen nicht für eine Sekunde davon weg. Das gefällt nicht jedem („Anspannung braucht auch Entspannung“). Ich finde, wenn dieser Ansatz für ein Stück geeignet ist, dann für Beethovens Siebte:
Aufnahme 2: Beethoven Orchester Bonn, Dirk Kaftan
In Beethovens Geburtsstadt gibt es sogar ein Orchester, das nach ihm benannt ist. Das Beethoven Orchester Bonn spielt hier Beethovens Symphonie Nr. 7 unter der Leitung des Dirigenten Dirk Kaftan:
1 Zitat zu Beethovens Symphonie Nr. 7
Ein zahlreiches Orchester, durchaus mit den ersten und vorzüglichsten hiesigen Tonkünstlern besetzt, hatte sich wirklich aus patriotischem Eifer und innigem Dankgefühl für den gesegneten Erfolg der allgemeinen Anstrengungen Deutschlands in dem gegenwärtigen Kriege zur Mitwirkung ohne Entschädigung vereinigt, und gewährte, unter der Leitung des Componisten, durch sein präcises Zusammenwirken ein allgemeines Vergnügen, das sich bis zum Enthusiasmus steigerte. Vor allem verdiente die neue, zuerst genannte Symphonie jenen grossen Beyfall und die ausserordentlich gute Aufnahme, die sie erhielt.
Auszug aus dem Bericht der Allgemeinen musikalischen Zeitung über die Uraufführung von Beethovens 7. Symphonie
…für mich gibt es keine schönere Musik in der gesamten Klassik als den 2.Satz. Der ergreift mich jedesmal so sehr, daß ich Tränen in den Augen habe…aber auf eine beeindruckend positive Weise, nicht leidend aber ergriffen genießend. Danke lieber Ludwig für diesen Gottesbeweis!…
Die 7…. *seufz*
Für mich neben der 5. (die 9. ist außer Konkurrenz) DIE Sinfonie. Voller Tempo und doch so ausdrucksstark, vereint sie eben das, was Ludwig van Beethoven für mich ausmacht.
Aber, lieber Herr Stark, Sie als Experte: Welches Tempo? Wie Fischer oder Orozco-Estrada (ein Paradestück für ihn ;-)) oder gediegener wie Celibidache?
Ja, für mich ist sie auch unter den Favoriten. Aufpassen muss man m. E. tatsächlich insbesondere im letzten Satz, dass man tempomäßig nicht VÖLLIG übertreibt (ein Kollege sagte mal zu mir, das könne dann jeder Affe dirigieren…). Das will ja alles auch noch gut artikuliert sein, damit es wirkt. Ich würde mich da an Thielemanns Aussage orientieren: Die 7. gehört „gesund und kräftig“ 😉
Vielen Dank für diese interessanten Infos zu meiner Lieblingssinfonie, die mich am meisten beeindruckt hat.
Sehr gerne! Freut mich, dass es gefällt.