Johannes Brahms

Violinkonzert

Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode

Dauer: 40–45 Minuten
Gattung: Solokonzert
Entstehungszeit: 1878
Uraufführung: 01. Januar 1879 (Leipzig)

Inhaltsverzeichnis

Brahms‘ Violinkonzert in 5 Sätzen

Johannes Brahms war selbst kein Geiger, deshalb komponierte er sein einziges Violinkonzert in enger Abstimmung mit seinem Freund Joseph Joachim, einem der damals bedeutendsten Violinisten. Während der Zusammenarbeit „knirschte“ es aber durchaus zwischen den beiden Musikern: Joseph Joachim nahm Vereinfachungen vor, maß dem Solopart größere Bedeutung zu und schlug ein langsameres Tempo für den letzten Satz vor. Brahms (dessen Hauptinstrument das Klavier war) ging nur auf wenige dieser Korrekturvorschläge ein. Die Uraufführung (mit Joseph Joachim als Solist und Johannes Brahms als Dirigent) wurde zwar ein Erfolg, Brahms‘ Komponierweise „gegen die Violine“ wurde jedoch schon damals kritisiert und trägt dazu bei, dass Brahms‘ Violinkonzert bis heute als eines der anspruchsvollsten Violinkonzerte gilt.

Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.

4 Highlights aus Brahms‘ Violinkonzert

Highlight 1: Vorbereitung und epischer Einsatz

Ab hier bereitet das Orchester den allerersten Einsatz der Solovioline vor, die dann gleich mal ein virtuoses Zeichen setzt:

Highlight 2: Oboensolo

Der zweite Satz beginnt mit einem Oboensolo, erst danach „darf“ die Solovioline wieder. Das hat in Brahms‘ Zeiten zu großer Kritik geführt: Der Violinvirtuose Pablo de Sarasate beispielsweise hat sich darüber ereifert, dass dies die einzige Stelle im ganzen Werk sei, die man als „Melodie“ bezeichnen könne – und dann spielt die Oboe die Melodie, nicht die Solovioline. Frechheit 😊

Highlight 3: Beginn des dritten Satzes

Der dritte Satz (über dessen Tempo sich Joseph Joachim und Johannes Brahms ausgiebig gestritten haben) beginnt lebhaft…

Highlight 4: Angetäuschtes und echtes Ende

…und endet bemerkenswert: Nach einem triumphalen Aufstieg scheint die Musik nach und nach „auszufransen“. Man könnte denken, Brahms lässt sein Violinkonzert einfach wegdämmern… Und dann kommen doch noch die drei energischen Schlussakkorde 😊

3 Fragen und Antworten zu Brahms‘ Violinkonzert

Frage 1: Wo schrieb Brahms sein Violinkonzert?

Johannes Brahms schrieb sein Violinkonzert größtenteils im österreichischen Pörtschach am Wörthersee, einem beliebten Sommerurlaubsort.

Frage 2: Warum schrieb Brahms nur ein Violinkonzert?

Nach der Uraufführung äußerten viele Musikerkollegen Kritik an Brahms‘ Komponierweise: Der Dirigent Hans von Bülow empfand das Werk als „gegen die Violine“ komponiert, verschiedene Violinvirtuosen (etwa Wieniawski und de Sarasate) nannten das Werk „unspielbar“ oder einfach nur „unerträglich“. Wegen dieser vernichtenden Kritik soll Brahms seine Pläne für ein zweites Violinkonzert verworfen haben.

Frage 3: Was ist das Besondere an Brahms‘ Violinkonzert?

Hervorzuheben ist das zum damaligen Zeitpunkt ungewöhnliche Verhältnis zwischen Violine und Orchester in Brahms‘ Violinkonzert: Soloinstrument und Orchester sind gleichberechtigte „Partner“ statt „Star“ und „Begleitung“.

2 empfehlenswerte Aufnahmen von Brahms‘ Violinkonzert

Aufnahme 1: Hilary Hahn, Paavo Järvi, hr-Sinfonieorchester (live, 2014)

In dieser Aufnahme spielt Hilary Hahn den Solopart, die ich für ihre Präzision und Intonation bewundere. Vor allem im dritten Satz bleibt jede einzelne Note hörbar und klar artikuliert, was wirklich schwierig zu realisieren ist:

Aufnahme 2: Augustin Hadelich, Cristian Măcelaru, WDR Sinfonieorchester (live, 2020)

Und in dieser Aufnahme spielt der Geiger Augustin Hadelich eine eigene Kadenz:

1 Zitat zu Brahms‘ Violinkonzert

Der wunderschönste Moment in diesem ersten Satz ist für mich nach der Kadenz, wenn die Geige im ganz wunderbaren Pianissimo mit den Bläsern zusammen das Thema noch einmal anklingen lässt und in schwebenden Höhen sich befindet, das ist einzigartig… also Bravo, Herr Brahms!

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