Dmitri Schostakowitsch

Symphonie Nr. 9

Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode

Dauer: 25–30 Minuten
Gattung: Symphonie
Entstehungszeit: 1944–1945
Uraufführung: 03. November 1945 (Moskau)

Inhaltsverzeichnis

Schostakowitschs Symphonie Nr. 9 in 5 Sätzen

Dmitri Schostakowitschs Symphonie Nr. 9 ist das, was ich eine „Anti-Neunte“ nenne. Dazu muss man zwei Sachen wissen: Erstens lastete seit der neunten Symphonie von Beethoven ein besonderer Druck auf allen Komponisten, mit ihrer jeweils neunten Symphonie etwas ganz Besonderes zu schaffen. Zweitens hatte die Sowjetunion im Mai 1945 über Hitlerdeutschland gesiegt, weshalb das Sowjetregime von Schostakowitsch erwartete, eine Siegessymphonie zu schreiben. Doch Schostakowitsch schrieb eben eine „Anti-Neunte“, die ungewöhnlich kurz ist, vor lauter Sarkasmus nur so trieft und statt mit einem Triumph- mit einem Zirkusmarsch endet.

Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.

4 Highlights aus Schostakowitschs Symphonie Nr. 9

Highlight 1: Banalität im ersten Satz

Schostakowitsch hat für seine Symphonie Nr. 9 die Tonart Es-Dur gewählt. Eine schlaue Wahl, denn einerseits steht Es-Dur seit Beethovens 3. Symphonie für Personenkult (bei Beethoven um Napoleon, bei Schostakowitsch um Stalin), andererseits wird die Tonart von Beethovens heroischer 9. Symphonie (d-Moll), die das Sowjet-Regime gerne als Vorbild für Schostakowitschs Komposition gesehen hätte, um einen Halbton verfehlt 😉Hinzu kommt, dass Schostakowitsch den ersten Satz formal betont streng und melodisch geradezu stumpfsinnig gestaltet:

Highlight 2: Lebhaftes Scherzo

Lebhaft wird es erst im dritten Satz, dem Scherzo:

Highlight 3: Vierter Satz und Übergang zum fünften Satz

Im vierten Satz gibt es ein gewaltiges Fagottsolo. Der Übergang zum fünften Satz ist dann wirklich bemerkenswert: Fast scheint es, als würde das Fagott aus der ernsten, trüben Stimmung in eine lustige Zirkusstimmung „abrutschen“ (19:30):

Highlight 4: Zirkusmarsch

Diese Zirkusstimmung wird dann bis zum Schluss immer wilder. Schostakowitschs Symphonie Nr. 9 endet mit einem völlig übersteigerten Zirkusmarsch:

3 Fragen und Antworten zu Schostakowitschs Symphonie Nr. 9

Frage 1: Hatte Schostakowitschs „Anti-Neunte“ Konsequenzen für den Komponisten?

Ja. Das Sowjet-Regime war alles andere als begeistert von Schostakowitschs Symphonie Nr. 9. Schostakowitsch wurde ab der Uraufführung von der Kulturpolitik geächtet bzw. sogar politisch verfolgt.

Frage 2: Wie wurde das Werk bei der Uraufführung angenommen?

Das Uraufführungspublikum war ratlos. Alle hatten eine heroische, große Symphonie erwartet – als solche war das Werk auch angekündigt worden. Doch dann erklang diese verspielte, teilweise groteske Symphonie – Zuschauer, Kritik und Regime waren enttäuscht.

Frage 3: Wie ging es mit Schostakowitschs Komponieren weiter?

Nach der neunten Symphonie komponierte Schostakowitsch für längere Zeit keine neuen Werke. Erst nach Stalins Tod nahm er das Komponieren wieder ernsthaft auf.

2 empfehlenswerte Aufnahmen von Schostakowitschs Symphonie Nr. 9

Aufnahme 1: WDR Sinfonieorchester, Jukka-Pekka Saraste (live, 2017)

Diese Aufnahme von Schostakowitschs neunter Symphonie ist vor allem dank der hervorragenden Bläsersolisten des WDR Sinfonieorchesters sehr gelungen:

Aufnahme 2: Hong Kong Philharmonic Orchestra, Jaap van Zweden (live, 2019)

An dieser Stelle möchte ich gerne eine Einspielung eines aufstrebenden Orchesters in Asien nennen: Das Hong Kong Philharmonic Orchestra hat unter Chefdirigent Jaap van Zweden eine bemerkenswerte Entwicklung erfahren:

1 Zitat zu Schostakowitschs Symphonie Nr. 9

Laut, drei Forte fortississimo gespielt und so endet sie, die Sinfonie, (..) Stalin war verspottet, zum Glück Stalin hat das nicht verstanden, zum Glück.

Schreibe einen Kommentar