Richard Strauss
Till Eulenspiegels lustige Streiche
Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode
Dauer: 15–17 Minuten
Gattung: Sinfonische Dichtung
Entstehungszeit: 1893–1895
Uraufführung: 05. November 1895 (Köln)
Inhaltsverzeichnis
Strauss‘ Till Eulenspiegel in 5 Sätzen
Ursprünglich hatte Richard Strauss vor, eine Oper auf der Grundlage des Till-Eulenspiegel-Stoffs zu schreiben. Till Eulenspiegel ist eine Figur aus mitteldeutschen Volkserzählungen, die ihren Mitmenschen im 14. Jahrhundert zahlreiche Streiche spielte. Strauss brach die Arbeit an seiner Oper jedoch ab und verarbeitete die Handlung, die er sich bereits zurechtgelegt hatte (siehe unten bei den „Fragen und Antworten“), rein instrumental in seiner sinfonischen Dichtung Till Eulenspiegels lustige Streiche. Das Stück gehört zu Strauss‘ meistgespielten und beliebtesten Kompositionen. Insbesondere Strauss‘ feine Instrumentationstechnik und seine virtuose Behandlung aller Orchesterinstrumente sind in diesem frühen Werk zu beobachten.
Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.
4 Highlights aus Strauss‘ Till Eulenspiegel
Highlight 1: Eröffnendes Hornsolo (Tills erstes Thema)
Strauss‘ Till Eulenspiegel ist unter Hornisten gefürchtet, weil das Stück ein sehr herausforderndes Hornsolo enthält, das im Verlauf des Stücks auch noch mehrmals kommt. Der Legende nach hat Strauss aber nur aufgeschrieben, was die damaligen Hornisten des Münchner Opernorchesters als Aufwärmübungen gespielt haben. Vielleicht kann das der Stelle ihren Schrecken nehmen? 😊
Highlight 2: Grelle Klarinettenmelodie (Tills zweites Thema)
Auch die (klanglich grelle) D-Klarinette präsentiert ein Thema, das im Verlauf des Stückes immer wieder aufgegriffen wird. Merken Sie, wie verschieden dieses Thema vom eröffnenden Hornthema ist? Zusammen stehen die beiden Themen für den widersprüchlichen Charakter von Till Eulenspiegel:
Highlight 3: Erster Streich
Dann werden nacheinander vier Streiche von Till Eulenspiegel musikalisch dargestellt. Im ersten Streich macht Till die Töpfe der Marktweiber kaputt, indem er mit einem Pferd mitten durch den Markt reitet:
Highlight 4: Tills Tod
Am Ende siegt natürlich die Obrigkeit…Till kommt vor Gericht und wird zum Tode verurteilt:
3 Fragen und Antworten zu Strauss‘ Till Eulenspiegel
Frage 1: Wie lautet das Programm von Strauss‘ Till Eulenspiegel?
Dieses Programm hat Richard Strauss selbst in einem Konzertführer eingetragen:
- Es war einmal ein Schalksnarr
- Namens „Till Eulenspiegel“
- Das war ein arger Kobold
- Auf zu neuen Streichen
- Wartet nur ihr Duckmäuser
- Hop! Zu Pferde mitten durch die Marktweiber
- Mit Siebenmeilenstiefeln kneift er aus
- In einem Mauseloch versteckt
- Als Pastor verkleidet trieft er von Salbung und Moral
- Doch aus der großen Zehe guckt der Schelm hervor
- Faßt ihn ob des Spottes mit der Religion doch ein heimliches Grauen vor dem Ende
- Till als Kavalier zarte Höflichkeiten mit schönen Mädchen austauschend
- Er wirbt um sie
- Ein feiner Korb ist auch ein Korb
- Schwört Rache zu nehmen an der ganzen Menschheit
- Philistermotiv
- Nachdem er den Philistern ein paar ungeheuerliche Thesen aufgestellt, überläßt er die Verblüfften ihrem Schicksal.
- Grimasse von weitem
- Tills Gassenhauer
- Das Gericht
- Er pfeift noch gleichgültig vor sich hin!
- Hinauf die Leiter! Da baumelt er, die Luft geht ihm aus, eine letzte Zuckung – Tills Sterbliches hat geendet.
- Epilog (fehlt in Strauss‘ Eintragung)
Frage 2: Von wem wurden Till Eulenspiegels lustige Streiche uraufgeführt?
Die Uraufführung spielte das Kölner Gürzenich-Orchester unter der Leitung des Dirigenten Franz Wüllner.
Frage 3: Wem widmete Strauss seinen Till Eulenspiegel?
Richard Strauss widmete seinen Till Eulenspiegel dem deutschen Schriftsteller und Dramaturgen Arthur Seidl, mit dem er seit einigen Jahren befreundet war.
2 empfehlenswerte Aufnahmen von Strauss‘ Till Eulenspiegel
Aufnahme 1: WDR Sinfonieorchester, Semyon Bychkov (Videoproduktion, 2007)
Semyon Bychkov arbeitet in dieser Produktion mit dem WDR Sinfonieorchester auch die kleinsten Details aus Strauss‘ Partitur sorgfältig heraus:
Aufnahme 2: NDR Elbphilharmonie Orchester, Lorin Maazel (live, 1986)
Hier ein Mitschnitt mit einem der ganz großen Dirigenten des 20. Jahrhunderts – Lorin Maazel leitet das NDR Elbphilharmonie Orchester:
1 Zitat zu Strauss‘ Till Eulenspiegel
Till Eulenspiegels lustige Streiche machte, wenn auch zunächst äußerlich, im ganzen einen imposanten Eindruck, in dem man sich der Wirkung des ungemein regen Farbenwechsels der von höchsten Raffinement zeugenden Instrumentierung bei geradezu wunderbarer Bravour unseres vollzählig vertretenen Hoforchesters, einfach nicht erwehren konnte. Was Strauss dem Orchester an virtuoser Technik zumuthet, in dem er jedes einzelne Instrument, die Violine, die Flöte, das Horn usw. vollständig concertmäßig behandelt, geht über alles Dagewesene weit hinaus. Die technische Grundlage der ganzen Compositionsweise ist eine über Berlioz, Liszt und Wagner noch weit hinausgehende Kühnheit der Chromatik. Der Beifall, den das Stück erntete war groß, zum Theil herzlich.
Kritik im Münchner Feuilleton zu einer Aufführung von Strauss‘ Till Eulenspiegel am 29. November 1895