ANTON BRUCKNER

Der österreichische Komponist Anton Bruckner hatte es schwer: Jahrzehntelang musste er um Anerkennung kämpfen. Doch am Ende bekam er sie – zum Glück: Denn Bruckner hat uns nicht nur monumentale Symphonien, sondern auch mitreißende Chorwerke hinterlassen. Lernen Sie ihn hier nach der 4-mal-5-Methode kennen!

Inhaltsverzeichnis

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Bruckner Porträt Pastel

5 schnelle Fakten zu Anton Bruckner

Epoche: Romantik
Geburtsdatum: 4. September 1824
Geburtsort: Ansfelden (Oberösterreich)
Sterbedatum: 11. Oktober 1896
Sterbeort: Wien

Anton Bruckners Lebenslauf in (höchstens) 5 Minuten

Wenn ich Anton Bruckner in 3 Worten beschreiben müsste, würde ich sagen: fleißig, gläubig, bescheiden.

Bei Bruckners Fleiß muss man zweierlei beachten: Das eine ist die Konsequenz, mit der Bruckner gearbeitet hat. Das betrifft nicht nur das Komponieren, sondern auch sein Orgelspiel (Bruckner war ein Virtuose an der Orgel) sowie seine Lehrtätigkeit (Bruckner war ein äußerst beliebter Lehrer). Diese Konsequenz teilt sich Bruckner mit vielen anderen Komponisten (wie Sie zum Beispiel in Mozarts und Beethovens Tagesabläufen nachlesen können).

Das andere ist Bruckners Frustrationstoleranz, und die finde ich wirklich besonders. 60 Jahre lang hat Bruckner, etwas überspitzt gesagt, von Kollegen und Publikum immer nur eins auf den Deckel bekommen. Der Erfolg und die Anerkennung kamen seeeehr spät. Für mich ist Bruckner deshalb ein preußischer Zinnsoldat unter den Komponisten.

Dabei ist Bruckner Schritt für Schritt in die Rolle des Profimusikers hineingewachsen: Einer Lehrerfamilie entstammend, war eigentlich klar, dass er ebenfalls Lehrer werden sollte. So begann er seine Laufbahn im Alter von 21 Jahren als Hilfslehrer in Sankt Florian, einer kleinen oberösterreichischen Marktgemeinde.

Bruckner unterrichtete gern – das blieb auch sein Leben lang so – doch die Musik wurde ihm immer wichtiger. An erster Stelle stand zunächst die Orgel: Bruckner perfektionierte sein Orgelspiel und wurde bald Organist in Sankt Florian.

Insbesondere für seine Improvisationskunst war Bruckner sein Leben lang berühmt: Er konnte auch kunstvollste Gattungen (zum Beispiel Fugen) improvisieren – eine Fähigkeit, die in der heutigen Musikausbildung schon lange keine Rolle mehr spielt. (Wenn Sie sich dafür interessieren: Sowohl in Thomas Manns Doktor Faustus* als auch in Hermann Hesses Glasperlenspiel* können Sie erleben, wie wichtig das Improvisieren von Fugen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war.)

Doch auch das Komponieren wurde immer wichtiger. Nun war Bruckner aber ja in Sankt Florian – idyllisch, aber nicht unbedingt eine Musikmetropole. Im Alter von 31 Jahren tat Bruckner also das Naheliegendste – er nahm ein Fernstudium auf 😊

…natürlich war ein Fernstudium damals ein bisschen anders als heute. Bruckner bekam seinen Unterricht per Brief. Und das nicht von irgendwem, sondern von Simon Sechter.

Nie gehört? Da sind Sie nicht allein. Simon Sechter ist eine der vielen „unsichtbaren Hände“ in der klassischen Musik – er gehört also zu jenen (meist unbekannten) Personen, die zahlreiche (viel berühmtere) Personen ausgebildet haben. So hat zum Beispiel Franz Schubert seine Ausbildung bei Sechter durchlaufen – und eben auch Anton Bruckner.

Als Sechter 1867 starb, wurde Bruckner sogar sein Nachfolger als Professor für Musiktheorie und Orgelspiel am Wiener Konservatorium. Und damit begann die zweigeteilte Entwicklung von Bruckners Karriere: Als Organist war er äußerst erfolgreich (er unternahm sogar Konzertreisen), doch seine Symphonien floppten (abgesehen von vereinzelten Erfolgen) in Wien. Einige wurden sogar gar nicht erst aufgeführt. Fairerweise muss man sagen, dass damit auch der Musikkritiker Eduard Hanslick zu tun hatte, der massive öffentliche Stimmung gegen Bruckner machte.

Aber, ich schrieb es ja bereits: Wenn Bruckner für eins bekannt ist, dann für Frustrationstoleranz. Und Durchhaltevermögen. Er hat, allen Widrigkeiten zum Trotz, immer weitergemacht. Und schließlich kam mit der Uraufführung der 7. Symphonie am 30. Dezember 1884 der internationale Durchbruch (bezeichnenderweise nicht in Wien, sondern in Leipzig).

Damit bekam Bruckner endlich die Anerkennung, die er eigentlich schon jahrzehntelang verdient gehabt hätte…und auch einige Privilegien: So verbrachte er etwa sein letztes Lebensjahr auf Einladung des österreichischen Kaisers mietfrei im schönen Schloss Belvedere. Auch nicht schlecht 😊

Anton Bruckners 5 bekannteste Werke

Welche Werke von Anton Bruckner muss man kennen? Hier finden Sie die Antwort darauf. Bei der Einsteigerfreundlichkeit habe ich 3 Faktoren berücksichtigt: Dauer, Komplexität und Bekanntheit des Werks. Je höher der Wert, desto einsteigerfreundlicher ist das Stück.

  • Symphonie Nr. 7
    Mit dieser Symphonie gelang Bruckner nach jahrzehntelanger Mühe endlich der Durchbruch. Mehr dazu erfahren Sie in der 5-4-3-2-1-Vorstellung von Bruckners 7. Symphonie sowie in diesem Artikel.
    Besetzung: Orchester
    Dauer: ca. 70 Minuten
    Einsteigerfreundlichkeit: 60/100
    Für Sie geeignet, wenn Sie sich gerne von langen Phrasen mitreißen lassen. Bruckner hat hier wirklich besonders große Bögen gebaut. Beispiele dafür sind das berühmte Eröffnungsthema sowie der Paukenwirbel am Ende des 1. Satzes, der über 2 Minuten (!) anhält.
    Aufnahme:
  • Symphonie Nr. 5
    Bruckners vielleicht kunstvollstes Werk. Mehrere Themen werden auf monumentale Art und Weise übereinander geschichtet. Bruckner selbst hat seine 5. Symphonie als sein „Meisterstück“ bezeichnet, hat sie jedoch zu Lebzeiten leider nie selbst gehört.
    Besetzung: Orchester
    Dauer: ca. 80 Minuten
    Einsteigerfreundlichkeit: 55/100
    Für Sie geeignet, wenn Sie für bombastische Musik brennen. Insbesondere der strahlende Schluss ist kaum zu überbieten.
    Aufnahme:
  • Symphonie Nr. 4
    Die Uraufführung der 4. Symphonie war einer der wenigen großen Erfolge, die Bruckner vor seinem endgültigen Durchbruch mit der 7. Symphonie feiern konnte. Bis heute zählt die 4. Symphonie zu seinen bekanntesten und beliebtesten Werken.
    Besetzung: Orchester
    Dauer: ca. 65 Minuten
    Einsteigerfreundlichkeit: 65/100
    Für Sie geeignet, wenn Sie ein Stück erleben möchten, bei dem alle Beteiligten über sich hinauswachsen müssen. Allein das Hornsolo am Anfang ist so verteufelt schwer zu spielen (hoch, leise, allein), dass es eine der größten Angststellen im ganzen Repertoire ist.
    Aufnahme:
  • Te Deum
    Das Te Deum war ein großer Wurf – das mussten sogar Bruckners schärfste Kritiker feststellen (insbesondere Eduard Hanslick). Gustav Mahler schrieb, dieses Werk sei „für Engelszungen, Gottselige, gequälte Herzen und feuergeläuterte Seelen“. Na, wenn das nichts ist 😊
    Besetzung: Chor, Solisten, Orchester, Orgel (ad libitum).
    Dauer: ca. 25 Minuten
    Einsteigerfreundlichkeit: 85/100
    Für Sie geeignet, wenn Sie mitreißende Chormusik mögen. Das Te Deum ist außerdem ein ausgezeichneter Einstieg, wenn Sie gerade erst damit beginnen, sich mit Bruckners Musik zu beschäftigen.
    Aufnahme:
  • Ave Maria
    Das Ave Maria hat Bruckner gleich mehrmals in verschiedenen Besetzungen vertont. Die hier vorgestellte Fassung für unbegleiteten Chor ist die bekannteste.
    Besetzung: Chor
    Dauer: 4 Minuten
    Einsteigerfreundlichkeit: 90/100
    Für Sie geeignet, wenn Sie einen schnellen Eindruck vom „frühen“ Bruckner bekommen möchten.
    Aufnahme:

5 Fragen und Antworten zu Anton Bruckner

War Bruckner verheiratet?

Bruckner blieb sein Leben lang unverheiratet. Verliebt war er mehrmals (zum Beispiel in Josefine Lang) und er schrieb auch mehrere Heiratsanträge, vorzugsweise an wesentlich jüngere Frauen. Erfolg hatte er damit jedoch nicht.

Wie viele Sinfonien hat Bruckner geschrieben?

Bruckner hat 9 Sinfonien geschrieben. Hinzu kommen allerdings mehrere Fragmente und zahlreiche Überarbeitungen.

Was für Instrumente spielte Anton Bruckner?

Anton Bruckner war zunächst Sängerknabe, später lernte er Orgel, Klavier und Violine. Zu größter technischer Perfektion brachte er es auf der Orgel.

Wie viele Werke hat Anton Bruckner geschrieben?

Anton Bruckner hat über 140 Werke geschrieben.

Wo befindet sich das Grab von Anton Bruckner?

Bruckner liegt in Sankt Florian begraben, wo er im Alter von 21 Jahren seine Laufbahn als Hilfslehrer begonnen hatte.

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