Johann Sebastian Bach

Die Kunst der Fuge

Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode

Dauer: 70–90 Minuten
Gattung: Zyklus
Entstehungszeit: unsicher, vermutlich zwischen 1740 und 1749
Uraufführung: Unbekannt

Inhaltsverzeichnis

Bachs Kunst der Fuge in 5 Sätzen

Auch in seiner Kunst der Fuge zeigt uns Johann Sebastian Bach seine musikpädagogische Seite (wie beispielsweise im Wohltemperierten Klavier): Anschaulich macht er vor, was man alles aus einem einzigen musikalischen Thema entwickeln kann. Bach konzentriert sich dabei ganz auf die kunstvollen mehrstimmigen Kompositionsprinzipien, die auf der Technik der Imitation beruhen – Fugen und Kanons. Die verschiedenen Fugenarten (Einfache Fuge, Gegenfuge, Doppelfuge, Tripelfuge, Spiegelfuge, Kanon) werden mit den unterschiedlichsten Verarbeitungsformen kombiniert (siehe dazu die „Highlights“ unten). Anlass zu Spekulationen gab lange Zeit die Frage, auf welchem Instrument Die Kunst der Fuge zu spielen sei (mehr dazu unten bei den „Fragen und Antworten“).

Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.

4 Highlights aus Bachs Kunst der Fuge

Highlight 1: Einfache Fuge

Bach beginnt ganz „mild“ 😊 Nämlich mit einfachen Fugen, in denen das Thema in seiner Originalgestalt auftritt. Höchstens kleine rhythmische Änderungen gibt es, wie hier im Contrapunctus II („Contrapunctus“ heißen die einzelnen Teile aus der Kunst der Fuge):

Highlight 2: Einfache Fuge mit Umkehrung

Dann nimmt Bach eine erste Kombination vor. Es handelt sich beim Contrapunctus III zwar immer noch um eine einfache Fuge, aber das Thema tritt in „Umkehrung“ auf. Was also vorher ein Sprung nach oben war, ist nun ein Sprung nach unten und umgekehrt:

Highlight 3: Gegenfuge

Was spricht dagegen, Originalgestalt (wie in „Highlight 1“) und Umkehrung (wie in „Highlight 2“) des Themas miteinander zu kombinieren? Genau: Nichts, schon gar nicht, wenn man Bach heißt 😊 Das Ergebnis nennt man „Gegenfuge“. Ein Beispiel dafür ist Contrapunctus V, in dem Bach außerdem die Sprünge des Themas mit Schritten auffüllt:

Highlight 4: Tripelfuge

Contrapunctus VIII ist ein Beispiel für eine sogenannte „Tripelfuge“. Hier treten zwei neue Themen zum variierten „Urthema“ hinzu und werden gemeinsam verarbeitet:

3 Fragen und Antworten zu Bachs Kunst der Fuge

Frage 1: Was ist eine Fuge in der Musik einfach erklärt?

Die Fuge (wörtlich: „Flucht“) ist ein mehrstimmiges Kompositionsprinzip, in dem ein musikalisches Thema nacheinander in verschiedenen Stimmen und auf unterschiedlichen Tonhöhen präsentiert wird. Die Fuge gilt als besonders kunstvolles Kompositionsprinzip. Berühmt sind beispielsweise die Fugen in Bachs Kunst der Fuge und in seinem Wohltemperierten Klavier.

Frage 2: Warum heißt die Fuge Flucht?

Die Fuge heißt Flucht, weil dasselbe Thema zeitlich versetzt in verschiedenen Stimmen präsentiert wird: die Stimmen scheinen sich gegenseitig zu verfolgen bzw. zu „fliehen“.

Frage 3: Auf welchem Instrument muss man Die Kunst der Fuge spielen?

Hierzu gab es lange Zeit Spekulationen, vor allem deshalb, weil Bach jede einzelne Stimme seiner Komposition in eine eigene Notenzeile geschrieben hat – so wie man das üblicherweise tut, wenn man für mehrere Instrumente schreibt. Inzwischen gilt es jedoch als nahezu sicher, dass Bach Die Kunst der Fuge für ein Tasteninstrument geschrieben hat. Die Schreibweise mit mehreren Zeilen galt erstens der (pädagogischen) Veranschaulichung und hatte zweitens eine lange Tradition. Trotzdem: Auch das Spielen derselben Komposition mit unterschiedlichen Besetzungen war zu Bachs Zeit nicht ungewöhnlich. Es ist daher nicht vollkommen „falsch“, Bachs Kunst der Fuge auch in anderen Instrumentenkombinationen zu spielen – tolle Ergebnisse kommen dabei in jedem Fall heraus (siehe zum Beispiel die empfohlenen Aufnahmen im Folgenden).

2 empfehlenswerte Aufnahmen von Bachs Kunst der Fuge

Aufnahme 1: Holland Baroque (Videoproduktion, 2020)

Holland Baroque spielt Die Kunst der Fuge in einer Besetzung, die häufig gewählt wird – Cembalo plus Streichquartett:

Aufnahme 2: Netherlands Bach Society (Videoproduktion, 2022)

Die Realisierung der Netherlands Bach Society finde ich einfach nur brillant: Jeder Teil aus Bachs Kunst der Fuge wird in einer anderen Besetzung gespielt, sogar Sänger wirken mit. Man lernt Bachs Meisterwerk noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive kennen:

1 Zitat zu Bachs Kunst der Fuge

Aber diese Bachsche Kunst der Fuge war doch für die große Welt zu hoch; sie mußte sich in die kleine, mit sehr wenigen Kennern bevölkerte, Welt zurückziehen. […] Wäre ein Werk dieser Art außerhalb Deutschlands von einem so außerordentlich berühmten Mann, wie Bach, zum Vorschein gekommen, und noch außerdem durch einen Schriftsteller, der in diesem Fache öffentlichen Glauben hatte, als etwas Außerordentliches empfohlen worden, so würden aus bloßem Patriotismus vielleicht 10 Prachtausgaben davon vergriffen worden seyn.

Schreibe einen Kommentar