Ludwig van Beethoven

Streichquartett Nr. 14

Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode

Dauer: 35–40 Minuten
Gattung: Quartett
Entstehungszeit: 1825–1826
Uraufführung: 05. Juni 1828 (Halberstadt)

Inhaltsverzeichnis

Beethovens Streichquartett Nr. 14 in 5 Sätzen

Die Form von Beethovens Streichquartett Nr. 14 ist, wie so oft in Beethovens Spätwerk, hochgradig experimentell und sorgte bereits zur Entstehungszeit für ziemliche Verwirrung (siehe zum Beispiel das Zitat unten). Diese Verwirrung ist eigentlich bis heute nicht gänzlich aufgelöst, denn Beethoven hat in seinem Autograph keine klaren Abtrennungen der Sätze vorgenommen – heute wird das Werk meist in sieben Sätze eingeteilt. Obwohl die Arbeit am Streichquartett Nr. 14 vom Suizidversuch von Beethovens Neffen Karl überschattet wurde, zeigte Beethoven in der Korrespondenz mit seinem Verlag eine (für Beethoven ungewöhnlich) große Menge an Humor: Das fertige Werk sendete Beethoven mit dem Kommentar an den Verlag, dass er das Stück aus verschiedenen Werken anderer Komponisten „zusammengestohlen“ habe, antwortete aber dann auf die schockierte Rückfrage des Verlegers, dass das natürlich ein Scherz gewesen sei 😊 Beethoven selbst soll sein Streichquartett Nr. 14 als eines seiner besten Werke eingeschätzt haben, Franz Schubert soll sich das Quartett auf dem Totenbett gewünscht haben.

Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.

4 Highlights aus Beethovens Streichquartett Nr. 14

Highlight 1: erster Satz – ein polyphones Kunstwerk

Beethoven gehört zu den gar nicht mal so wenigen Komponisten, die in ihrem Spätwerk immer polyphoner und polyphoner wurden (das heißt, sie schichteten immer mehr voneinander unabhängige Einzelstimmen übereinander). Auch Mozart ist übrigens so ein Fall (Jupiter-Sinfonie) und Bach sowieso (Die Kunst der Fuge, Musikalisches Opfer). So handelt es sich beim ersten Satz von Beethovens Streichquartett Nr. 14 um eine kunstvolle Fuge:

Highlight 2: vierter Satz – Variationskunst

Nachdem Beethoven im ersten Satz gezeigt hat, dass er Fugen schreiben kann, widmet er sich im vierten Satz einer anderen Teildisziplin der Komposition: dem Komponieren von Variationen! Während das Thema in der ersten Variation und ganz am Ende des Satzes problemlos erkennbar bleibt, wird es dazwischen teilweise sehr stark verändert:

Highlight 3: fünfter Satz – ein Augenzwinkern

Ich habe ja schon in der Kurzvorstellung geschrieben, dass Beethoven in der Korrespondenz mit seinem Verlag Humor bewiesen hat, während er an seinem 14. Streichquartett arbeitete. Auch in der Musik selbst gibt es einen Scherz: Der alleinige, irgendwie „abgeschnitten“ wirkende Beginn des Cellos im fünften Satz ist schon recht merkwürdig. Vor allem, weil danach eine Melodie kommt, die einem Kinderlied entnommen sein könnte, nur dass Tempo und Begleitung nicht so recht dazu passen wollen und das Ganze irgendwie mehrmals „auströpfelt“… um dann neu anzusetzen! Das erinnert schon ziemlich an Haydns Humor (z. B. in dessen Symphonie Nr. 104), aber auch an das Scherzo aus Beethovens Symphonie Nr. 9:

Highlight 4: siebter Satz – ohne Worte

Der letzte Satz von Beethovens Streichquartett Nr. 14 geht formal so weit über die für die Wiener Klassik „typischen“ Strukturen hinaus, dass er in Worten kaum noch angemessen zu erfassen ist. Ein Sonatenhauptsatz, ein Rondo? Oder irgendwie beides? (Das wäre eine sogenannte „Multiple Function Form“ wie z. B. in Liszts H-Moll-Sonate). Eine detaillierte Darstellung der Problematik würde hier zu weit führen. Also, am besten: einfach hören! 😊

3 Fragen und Antworten zu Beethovens Streichquartett Nr. 14

Frage 1: Wann wurde Beethovens 14. Streichquartett zum ersten Mal in Wien aufgeführt?

Die erste Wiener Aufführung von Beethovens 14. Streichquartett fand 1835 statt. Zu diesem Zeitpunkt war Beethoven bereits seit acht Jahren Tod. An der Wiener Aufführung wirkte auch Karl Holz mit, der seine Verwirrung über Beethovens Komposition noch mit Beethoven selbst besprochen hatte (siehe das Zitat unten).

Frage 2: Wem widmete Beethoven sein Streichquartett Nr. 14?

Beethoven widmete das Werk Joseph von Stutterheim, der Beethovens Neffen Karl beim Militär betreute.

Frage 3: Was ist das Besondere an Beethovens Streichquartett Nr. 14?

Besonders ist zunächst die Form: Heute wird Beethovens Streichquartett Nr. 14 meist in sieben Sätze eingeteilt, aus Beethovens Autograph geht das in dieser Klarheit jedoch nicht hervor. Bemerkenswert ist außerdem die Tonart: Cis-Moll kam in der Wiener Klassik quasi nicht vor (Haydn verwendete diese Tonart nur in einem Stück, Mozart in gar keinem) und auch Beethoven hatte diese Tonart zuvor nur in seiner Mondscheinsonate verwendet.

2 empfehlenswerte Aufnahmen von Beethovens Streichquartett Nr. 14

Aufnahme 1: The Danish String Quartet (live, 2016)

Bei dieser Aufnahme mit dem Danish String Quartet ist schön zu sehen, was Kammermusik ausmacht. Achten Sie einmal darauf, wie alle Mitglieder des Quartetts die Verantwortung für das Tempo zum größten Teil auf den Cellisten übertragen, der die Führung übernimmt:

Aufnahme 2: Jasper String Quartet (live, 2013)

Auch vom Jasper String Quartet gibt es eine mitreißende Aufführung:

1 Zitat zu Beethovens Streichquartett Nr. 14

Muß es ohne aufzuhören durchgespielt werden? – Aber dann können wir nichts wiederholen! – Wann sollen wir stimmen? – Vor dem Presto …?

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