Franz Schubert

Streichquintett C-Dur

Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode

Dauer: 50–55 Minuten
Gattung: Quintett
Entstehungszeit: 1828
Uraufführung: Unbekannt (früheste bekannte öffentliche Aufführung postum 1850 (Wien); Erstdruck postum 1853)

Inhaltsverzeichnis

Schuberts Streichquintett C-Dur in 5 Sätzen

Der 31 Jahre alte und schwer an Syphilis erkrankte Franz Schubert schrieb sein Streichquintett C-Dur wenige Wochen vor seinem Tod, zeitgleich mit seinen drei letzten Klaviersonaten. Obwohl das Werk unter dem Eindruck von Krankheit, nahendem Tod, Armut und Unbekanntheit entstand, wählt Schubert erstaunlicherweise die Tonart C-Dur, die im Allgemeinen eher mit Heiterkeit und Vitalität assoziiert wird. Das mit zwei Violinen, einer Viola und zwei Violoncelli besetzte Stück wurde zu Schuberts Lebzeiten zwar noch geprobt, aber nicht mehr aufgeführt. Das Streichquintett C-Dur ist Schuberts umfangreichstes (und vermutlich reifstes) Kammermusikwerk. Alle Phänomene, die für Schuberts Personalstil typisch sind, etwa ausladende Dimensionen (siehe Highlight 1), die Konzentration auf Klang statt Melodik (siehe Highlight 1) sowie scharfe Kontraste (siehe Highlights 2 und 3), finden hier noch einmal Anwendung.

Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.

4 Highlights aus Schuberts Streichquintett C-Dur

Highlight 1: Erster Satz – riesige Dimensionen

Es gehört zu Schuberts Eigenarten, dass seine späten Werke – und hier insbesondere die 1. Sätze – oft schier unglaubliche Dimensionen haben. So ist das auch hier. Der 1. Satz des Streichquintetts C-Dur dauert gewaltige 21 Minuten!

Eine gute Annäherung an diesen monumentalen Satz besteht darin, zunächst einmal nur die Exposition (den ersten Teil des Satzes) zu hören. Der ist mit ca. 5 Minuten auch schon ungewöhnlich lang, weist aber gleich mehrere bemerkenswerte Phänomene auf: So eröffnet Schubert das Werk beispielsweise nicht mit einer einprägsamen Melodie (wie man das vielleicht erwarten würde), sondern einfach nur mit einem Klang.

Und dann kommt ab ca. der Hälfte der Exposition (im Video ab 02:28) das Seitenthema. Geschmäcker sind ja bekanntlich unterschiedlich, aber für mich ist dieses Seitenthema eine der wunderbarsten Melodien der klassischen Musik:

Highlight 2: Zweiter Satz – tiefe Ruhe und…

Der 2. Satz ist von einem extremen Kontrast geprägt. Er beginnt und endet in tiefer Ruhe…

Highlight 3: …Turbulenzen!

…aber dazwischen geht es umso turbulenter zu:

Highlight 4: Vierter Satz – ungarische Tanzmusik

Im letzten Satz imitiert Schubert ungarische Tanzmusik. Das ist eine interessante Parallele zu einem wesentlich späteren Quintett eines anderen Komponisten, nämlich dem Klarinettenquintett von Johannes Brahms:

3 Fragen und Antworten zu Schuberts Streichquintett C-Dur

Frage 1: Wie wurde Schuberts Streichquintett C-Dur aufgenommen?

Die damaligen Musikverlage konnten mit dem Werk kaum etwas anfangen. Während andere Kammermusikkompositionen Schuberts recht bald nach seinem Tod (1828) veröffentlicht wurden, dauerte es 25 Jahre, bis das Streichquintett C-Dur gedruckt wurde.

Frage 2: Wurde Schuberts Streichquintett C-Dur in anderen Kontexten verwendet?

Ja. Insbesondere der zweite Satz ist häufig in Filmen als Hintergrundmusik zu hören. Beispiele sind „Die Wannseekonferenz“, „The Limits of Control“ und „Wohin und zurück“.

Frage 3: Wer war Schuberts Vorbild?

Für Franz Schubert war vor allem Ludwig van Beethoven ein Vorbild. Dessen Tod im Jahr 1827 – ein Jahr vor der Entstehung des Streichquintetts C-Dur – hatte Schubert tief getroffen.

2 empfehlenswerte Aufnahmen von Schuberts Streichquintett C-Dur

Aufnahme 1: Gustav Frielinghaus, Lena Sandoz, Mareike Hefti, Yves Sandoz, Jens Peter Maintz (Live, 2021)

Dem etablierten Amaryllis Quartett und dem zusätzlichen Cellisten Jens Peter Maintz gelingt es hier, einen besonders eleganten Schubert-Sound zu produzieren:

Aufnahme 2: Janine Jansen, Julia-Maria Kretz, Mâtè Szücs, Daniel Blendulf, Jan-Erik Gustafsson (Live, 2011)

Eine der großen Herausforderungen beim Aufführen von Schuberts Streichquintett C-Dur besteht darin, dass es nicht nach fünf einzelnen Solisten klingen darf. Das Ensemble muss miteinander musizieren und immer gut ausbalanciert sein. Genau das gelingt meiner Meinung nach in dieser Aufführung besonders gut – die erste Violine spielt hier die Ausnahmegeigerin Janine Jansen:

1 Zitat zu Schuberts Streichquintett C-Dur

Vor Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur verneigen sich alle Menschen, denen Musik, Kammermusik gar, etwas bedeutet, glücklich bewundernd – oder sie schwärmen. Das Werk nimmt einen singulären Platz in Schuberts Schaffen, ja gar in der Musikliteratur ein. Es ist rätselhaft, und es ist vollendet … Mit Worten kann kein Mensch das tönende Mysterium dieses Werkes völlig enträtseln oder auf Begriffe bringen.

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