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Die zwei Gesichter des Auftakts

Der Auftakt ist ein weitverbreitetes Phänomen in der Musik. Für uns Dirigenten kommt ihm eine besonders große Bedeutung zu, denn es gibt verschiedene Auftakte.

Das lesen Sie in diesem Artikel:

Der metrische Auftakt

Wenn Sie ein Instrument beherrschen, haben Sie bestimmt schon sehr viele Auftakte gespielt und wissen, wie dieses Phänomen in den Noten aussieht. Um zu verstehen, was sich hinter dem metrischen Auftakt verbirgt, ist es wichtig, die sogenannten Zählzeiten der Taktarten zu kennen (wenn das noch neu für Sie ist, lesen Sie hier weiter).

Von einem metrischen Auftakt wird gesprochen, wenn ein Musikstück nicht mit der stark betonten Zählzeit 1, sondern mit einer schwächeren Zählzeit beginnt. Wie im folgenden Beispiel:

auftakt upbeat beispiel example
"Das Wandern ist des Müllers Lust", Text von Wilhelm Müller, Melodie von Carl Friedrich Zöllner.

Erlauben Sie sich doch einmal den Spaß und gehen Sie im Kopf einige der Ihnen bekannten Volkslieder durch. Sie werden feststellen, dass sehr viele davon über einen metrischen Auftakt verfügen. Man sagt auch, sie „beginnen auftaktig“. Der Grund dafür ist in der Textierung zu finden, denn viele Volkslieder beginnen mit einer unbetonten Silbe. Diese landet folglich auf der unbetonten Zählzeit.

Es handelt sich beim metrischen Auftakt also um ein weitverbreitetes Phänomen in der Musik. Eine andere Bedeutung des Wortes dürfte Ihnen jedoch nur dann bekannt sein, wenn Sie schon einmal dirigiert oder in einem Orchester musiziert haben.

Der Auftakt beim Dirigieren

Ist Ihnen beim Konzert- oder Opernbesuch schon einmal aufgefallen, dass Sie zu Beginn eines Stückes eine Bewegung des Dirigenten sehen, bevor Sie den Klang des Orchesters hören? Diese Bewegung kann winzig klein oder gigantisch groß sein, sie kann schnell oder langsam, kantig oder weich sein. Diese Initialbewegung des Dirigenten wird ebenfalls Auftakt genannt.

Das Auftaktgeben ist eine hohe Kunst und eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Dirigenten. Der Anspruch ist, dass der Auftakt bereits alle wesentlichen Informationen, die das Orchester benötigt – Tempo, Artikulation, Dynamik und Charakter –, enthält. Um all diese Informationen in einer Bewegung unterzubringen, sind eine gute Klangvorstellung und ein technisch sauberer Umgang mit dem Taktstock erforderlich.

Eine heikle Sache...

Dass man als Dirigent auf dem Podium oder im Orchestergraben für den Auftakt nur genau einen einzigen Versuch hat, macht die Aufgabe nicht gerade einfacher – zumal ein unsauber gegebener Auftakt desaströse Konsequenzen wie ein falsches (gar unspielbares oder unsingbares) Tempo oder ein schlechtes Zusammenspiel der einzelnen Instrumentengruppen haben kann. Da kann man schon mal ins Schwitzen kommen.

Nun wissen Sie, dass der Auftakt ein mehrschichtiges Phänomen ist. Während er in seiner metrischen Form so verbreitet ist, dass er häufig kaum bemerkt wird, stellt er für uns Dirigenten eine technische Herausforderung dar.

Jonathan Stark – Dirigent
Jonathan Stark – Dirigent

Hallo! Ich bin Jonathan Stark. Als Dirigent ist es mir wichtig, dass Konzert- und Opernbesuche beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei hilft Hintergrundwissen. Deshalb blogge ich hier über Schlüsselwerke der klassischen Musik, über Komponisten und Komponistinnen, über die Oper und vieles mehr, was sich in der aufregenden Musikwelt ereignet.

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