Ludwig van Beethoven
Mondscheinsonate
Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode
Dauer: ca. 15 Minuten
Gattung: „Sonata quasi una Fantasia“ (nach Beethovens eigener Einordnung)
Entstehungszeit: vor 1801
Uraufführung: Unbekannt
Inhaltsverzeichnis
Beethovens Mondscheinsonate in 5 Sätzen
Die Mondscheinsonate ist Ludwig van Beethovens 14. Klaviersonate. Sie war bereits zu Lebzeiten Beethovens eines seiner populärsten Werke, vor allem aufgrund des mitreißenden dritten Satzes. Der Titel „Mondscheinsonate“ stammt allerdings nicht von Beethoven, sondern soll auf den Berliner Musikkritiker Ludwig Rellstab zurückgehen, der entsprechende Assoziationen beim Hören des Werks gehabt haben soll – gesichert ist das aber nicht. Zu Beethovens Lebzeiten war die Sonate eher als „Laubensonate“ bekannt, weil Beethoven den ersten Satz in einer Laube improvisiert haben soll. Zahlreiche Unklarheiten im überlieferten Autograph führen bis heute zu Streitpunkten bei der Interpretation des Werks.
Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.
4 Highlights aus Beethovens Mondscheinsonate
Highlight 1: weltberühmter Beginn
Diesen Anfang kennt wohl jeder: zuerst nur ein Pulsieren, dann eine Melodie, die darüber schwebt. Der Beginn der Mondscheinsonate gibt Interpreten Rätsel auf, denn aus Beethovens Autograph geht nicht genau hervor, wie er zu spielen ist: In den beiden ersten Takten schreibt Beethoven eine andere Artikulation vor als im Rest.
Zu diesem Rätsel hinzu kommt die Frage, welche Assoziationen sich mit diesem Anfang verbinden lassen. Oft wurden hier „Dunkelheit“ und „Verzweiflung“ genannt, auch deshalb, weil es eine sehr berühmte Opernszene gibt, die musikalisch ähnlich gestaltet ist: die Eröffnungsszene aus Mozarts Don Giovanni.
Highlight 2: Zweiter Satz – blumig und schlicht
Der zweite Satz ist ein aufhellender Moment zwischen den beiden düsteren Ecksätzen. Franz Liszt soll den zweiten Satz daher als „Blume zwischen zwei Abgründen“ bezeichnet haben – ein eindrückliches Bild:
Highlight 3: Beginn des dritten Satzes – überwältigende Verzweiflung
Nach der „Blume zwischen zwei Abgründen“ greift Beethoven im dritten Satz wieder die düstere Stimmung aus dem ersten Satz auf. Der virtuose Beginn ist ähnlich bekannt wie der Anfang der Sonate:
Highlight 4: Abreißen am Schluss
Der dritte Satz ist ungefähr so lang wie der erste und zweite Satz zusammen, die Stimmung hellt sich aber bis zum Schluss nicht mehr auf. Es ist, als würde Beethoven die Musik am Ende in einen Abgrund reißen:
3 Fragen und Antworten zu Beethovens Mondscheinsonate
Frage 1: Ist die Mondscheinsonate schwer zu spielen?
Ja. Sicherlich gibt es noch wesentlich schwierigere Stücke (zum Beispiel Franz Liszts H-Moll-Sonate), aber die Mondscheinsonate ist schon anspruchsvoll, insbesondere der dritte Satz.
Frage 2: Wem widmete Beethoven die Mondscheinsonate?
Beethoven widmete die Mondscheinsonate seiner 20-jährigen Klavierschülerin Gräfin Julie Guicciardi, in die er kurzzeitig verliebt war.
Frage 3: Wie nannte Beethoven die Mondscheinsonate?
Beethoven selbst nannte das Werk nicht Mondscheinsonate, sondern „Sonata quasi una Fantasia“ – also „Sonate gleichsam einer Fantasie“. Das bezieht sich auf die ungewöhnliche Satzfolge: Sonaten hatten damals normalerweise einen schnellen ersten Satz, der in Beethovens Mondscheinsonate aber fehlt. Stattdessen beginnt das Werk in einem langsamen Tempo. Im zweiten und dritten Satz wird das Tempo dann immer weiter gesteigert. Beethoven ging mit dem üblichen Sonatenschema also sehr frei um – eben wie in einer Fantasie.
2 empfehlenswerte Aufnahmen von Beethovens Mondscheinsonate
Aufnahme 1: Valentina Lisitsa (Videoproduktion)
Die ukrainische Pianistin Valentina Lisitsa stellt in dieser Aufnahme einmal mehr ihre technische Perfektion unter Beweis:
Aufnahme 2: Jürg Hanselmann (live, 2012)
Dieser Livemitschnitt ist bemerkenswert, denn Jürg Hanselmann lässt sich an vielen Stellen ungewöhnlich viel Zeit. Er ist geduldig. Das ist erstens eine Tugend, die selten geworden ist, und führt zweitens zu einer stärkeren Wirkung der Mondscheinsonate:
1 Zitat zu Beethovens Mondscheinsonate
Es ist ein brutales Stück.
Der Pianist Igor Levit im Gespräch mit BR-Klassik