Johannes Brahms
Klavierkonzert Nr. 2
Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode
Dauer: 45–50 Minuten
Gattung: Solokonzert
Entstehungszeit: 1878–1881
Uraufführung: 09. November 1881 (Budapest)
Inhaltsverzeichnis
Brahms‘ Klavierkonzert Nr. 2 in 5 Sätzen
Mit seinem Klavierkonzert Nr. 2 hat Brahms lange gewartet, denn sein erstes Klavierkonzert war ein gewaltiger Flop gewesen. Brahms‘ persönlicher Komponierstil war schon damals von manchen Leuten als zu „radikal“ angesehen worden (mehr dazu lesen Sie in der Vorstellung von Brahms‘ vierter Symphonie). Kurios, dass das Klavierkonzert Nr. 2, das Brahms 22 Jahre nach dem ersten Klavierkonzert veröffentlichte, sofort ein Erfolg wurde, denn Brahms hatte seinen Stil eigentlich kaum verändert. Vielleicht lag es einfach daran, dass Brahms inzwischen weltberühmt war. Betrachtet man die Ausmaße, ist Brahms‘ Klavierkonzert Nr. 2 eher eine „Symphonie mit Klavier“, was Brahms selbst auch mit humorvollen Untertreibungen immer wieder kommentiert hat (siehe zum Beispiel das Zitat unten).
Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.
4 Highlights aus Brahms‘ Klavierkonzert Nr. 2
Highlight 1: Der Solist im Mittelpunkt
Brahms‘ 2. Klavierkonzert ist ein besonderes Werk, weil hier alle Fäden beim Solisten zusammenlaufen: Das Soloklavier initiiert, greift auf, entwickelt, unterbricht und vieles mehr. Deutlich wird das gleich am Anfang – die solistische Horneinleitung wird vom Klavier beantwortet und sogleich weiterentwickelt:
Highlight 2: monumentales Scherzo
Ein Scherzo (und damit ein vierter Satz) war in Solokonzerten bis dahin eher ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher ist, dass das Scherzo in Brahms‘ Klavierkonzert Nr. 2 mit knapp 10 Minuten Dauer auch noch so umfangreich ausfällt. Auch hierzu gibt es einen Kommentar von Brahms, der Untertreibungen liebte: Es handle sich um ein „ganz kleines zartes Scherzo“:
Highlight 3: Mehr als ein Solist
Im dritten Satz könnte man denken, man hört ein neues Stück, das kein Klavierkonzert mehr ist. Plötzlich steht das Solocello im Mittelpunkt. Das Klavier verbindet es anschließend mit einem weiteren solistischen Orchesterinstrument, der Klarinette:
Highlight 4: graziöses Ende
Brahms beendet sein Klavierkonzert Nr. 2 mit einem graziösen Schlusssatz, der etwas an den ungarischen Stil erinnert. Davon war Brahms überhaupt ein Fan – ungarische Anklänge gibt es beispielsweise auch in seinem Klarinettenquintett:
3 Fragen und Antworten zu Brahms‘ Klavierkonzert Nr. 2
Frage 1: Wer spielte die Uraufführung von Brahms‘ 2. Klavierkonzert?
Bei der Uraufführung spielte Brahms den Klavierpart selbst.
Frage 2: Wie viele Klavierkonzerte schrieb Johannes Brahms?
Johannes Brahms schrieb zwei Klavierkonzerte. Während das erste Klavierkonzert beim Publikum durchfiel, wurde das zweite, das 22 Jahre später entstand, ein Welterfolg.
Frage 3: Was ist das Besondere an Brahms‘ Klavierkonzert Nr. 2?
Brahms‘ Klavierkonzert Nr. 2 weist mehrere Besonderheiten auf: Erstens ist es mit einer Spieldauer von ca. 50 Minuten ungewöhnlich lang. Zweitens besteht es aus vier (statt drei) Sätzen. Drittens treten neben dem Klavier auch einzelne Orchesterinstrumente solistisch hervor, beispielsweise das Horn (1. Satz) und das Cello (3. Satz).
2 empfehlenswerte Aufnahmen von Brahms‘ Klavierkonzert Nr. 2
Aufnahme 1: Igor Levit, NDR Elbphilharmonie Orchester, Alan Gilbert
Besonders zart gelingt Igor Levit, dem NDR Elbphilharmonie Orchester und Alan Gilbert der zweite Satz aus Brahms‘ Klavierkonzert Nr. 2:
Aufnahme 2: Jonathan Fournel, Belgian National Orchestra, Hugh Wolff
Auch die nächste Generation setzt sich aktiv mit Brahms‘ 2. Klavierkonzert auseinander. Die folgende Aufnahme mit Jonathan Fournel am Klavier entstand im Rahmen der Queen Elisabeth Competition 2021:
1 Zitat zu Brahms‘ Klavierkonzert Nr. 2
Ein paar kleine Klavierstücke.
Brahms‘ untertreibende Beschreibung seines Klavierkonzerts Nr. 2 in einem Brief an seinen Freund Theodor Billroth
Wunderbare Aufnahme aus Orag mit den Wiener Philharmonikern und Igor Levit.
Wohl kein zeitgenössischer Pianist würde sich besser eignen dieses Konzert mit zarter Dynamik bis nahezu brachialen Ausbrüchen zu spielen. Genial lebendig!