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Der Kampf um Anerkennung (Herbst-2022-Mini-Erlebnis Teil 2/4)

Das ist Teil 2 des Herbst-Mini-Erlebnisses 2022. Teil 1 (Der bahnbrechende Artikel) finden Sie hier.

In Teil 1 haben Sie erfahren, dass Hugibert Ries mit seinem Artikel im Jahr 1872 zwar die Fachwelt aufwühlte, aber nicht wirklich so hieß.

Sein echter Name war Hugo Riemann.

Vielleicht kennen Sie das Riemann Musiklexikon. Es ist bis heute ein weit verbreitetes Standardwerk. Daran sehen Sie schon, wie bedeutend Hugo Riemann nach seinen anfänglichen Artikeln für die Musikwelt wurde.

Doch bis dahin war es 1872 noch ein sehr, sehr weiter Weg. Ein einzelner, wenn auch bahnbrechender Artikel war nicht viel wert, wenn man eine wissenschaftliche Karriere anstreben wollte. Und das wollte Riemann. Geschafft hatte man es erst, wenn man auf eine Professorenstelle berufen wurde.

Riemanns Ziel war also: Professor werden, und zwar möglichst schnell. Zwei Dinge mussten dafür noch erledigt werden: die Promotion und die Habilitation.

Das sollte ja für einen jungen Wilden, der mit 23 Jahren einen bahnbrechenden Artikel veröffentlicht, keine große Schwierigkeit sein, oder?

Weit gefehlt.

Riemann schrieb seine Dissertation mit dem Titel „Über das musikalische Hören“ und reichte sie an der Universität Leipzig ein.

Dort hatte er allerdings das Pech, dass der Hegelianer Oscar Paul seine Dissertation zu begutachten hatte. Oscar Paul war gerade erst zum Professor für Musikwissenschaft berufen worden – und lehnte Riemanns Dissertation ab.

Hier hätte Riemanns Laufbahn jäh zu Ende gehen können. Das Riemann Musiklexikon wäre dann wohl nie entstanden.

Doch Riemann gab nicht auf: Er reichte seine Dissertation noch im selben Jahr an einer anderen Universität ein, diesmal in Göttingen. Dort wurde sie für gut befunden, sodass Riemann am 30. November 1873 die philosophische Doktorwürde erhielt.

Ab dann lief es besser: Nur fünf Jahre später, im Herbst 1878, habilitierte sich Riemann. Diesmal sogar wieder in Leipzig, allerdings unter einem anderen Gutachter: dem Musikwissenschaftler Philipp Spitta, der Riemann wesentlich positiver zugeneigt war als Oscar Paul.

Innerhalb von nur sechs Jahren hatte Riemann also Promotion und Habilitation geschafft. Einer aufstrebenden wissenschaftlichen Berufslaufbahn stand nun nichts mehr im Wege. Riemann trat in das Berufsleben ein und es passierte…

…nichts.

Der noch nicht einmal 30 Jahre alte Musikwissenschaftler hatte zwar alle Voraussetzungen erfüllt, aber es gelang ihm einfach nicht, beruflich Fuß zu fassen. Niemand wollte ihn als Professor anstellen. Vielleicht, weil seine Thesen so steil waren?

Was folgte, war ein Spießrutenlauf, der über 20 Jahre dauern sollte. Während dieser Zeit lernte Riemann drei Leute kennen, die einen entscheidenden Einfluss auf ihn hatten. Diese drei Leute zählen heute zu den wichtigsten Personen der klassischen Musik.

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