In Teil 2 haben Sie erfahren, dass Hugo Riemann nach seiner Habilitation möglichst schnell Professor werden wollte. Doch es begann ein Spießrutenlauf, der 20 Jahre dauern sollte. Dabei lernte Riemann drei (bedeutende) Personen der klassischen Musik kennen. Alle drei waren für Riemanns Werdegang entscheidend.
Bevor ich Ihnen diese drei Personen vorstelle, müssen Sie wissen, dass Riemanns Spießrutenlauf mit vielen Umzügen verbunden war. Er hat in vielen unterschiedlichen Städten seine Dienste angeboten, konnte aber meistens nur kleine (schlecht bezahlte) Lehraufträge ergattern. In Bromberg (im heutigen Polen) zum Beispiel leitete er kurzzeitig den örtlichen Chorverein…
Nichts gegen örtliche Chorvereine 😊 Aber vergessen Sie nicht: Riemann war inzwischen habilitiert! Sein Berufsleben nach der Habilitation hatte er sich anders vorgestellt.
Nach drei Jahren kam der erste Lichtblick: Riemann erhielt 1881 einen etwas größeren Lehrauftrag am Konservatorium in Hamburg. Dort unterrichtete er alle theoretischen Fächer sowie das Klavierspiel.
Dieser Lehrauftrag war eine so große Verbesserung für Riemann, dass er neun Jahre lang in Hamburg blieb. Während dieser Zeit lernte er die erste der drei zentralen Persönlichkeiten kennen, nämlich Johannes Brahms.
Johannes Brahms, der zu dieser Zeit bereits in Wien lebte, gebürtig aber ein echter Hamburger war, gilt heute als einer der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Auch als Riemann ihn kennenlernte, war Brahms bereits ein gestandener Komponist: Er war um die 50 Jahre alt (Riemann war 16 Jahre jünger) und arbeitete in den 1880er-Jahren an seinen Symphonien Nr. 3 und 4.
Darüber hinaus hatte Brahms bereits viele Lieder komponiert – und diese weckten Riemanns Interesse. Zwar konnte sich Riemann nicht sofort intensiv mit Brahms‘ Liedern beschäftigen, aber die Saat war gelegt – und sollte viele Jahre später aufgehen.
Doch vorher stand Riemanns nächste Station an: Im Jahr 1890 unterrichtete er für drei Monate am fürstlichen Konservatorium in Sondershausen. Hier lernte er die zweite zentrale Persönlichkeit kennen – Max Reger.
Der zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 17 Jahre alte Max Reger war in Sondershausen ein Student von Hugo Riemann. Das Schüler-Lehrer-Verhältnis wurde bald zu einer Freundschaft. Als Riemann Sondershausen nach nur drei Monaten verließ, folgte ihm Reger zu seiner nächsten Station: Wiesbaden. Bald war Reger quasi ein Riemannsches Familienmitglied und Hugo Riemann sein „Pflegevater“.
Doch das sollte nicht so bleiben. Das Verhältnis kippte später dramatisch. Mehr dazu in Teil 4.
Riemann unterrichtete nun also in Wiesbaden, wo er für fünf Jahre blieb. Dort traf er die dritte zentrale Persönlichkeit: Hans Pfitzner, der ebenfalls für kurze Zeit ein Student von Riemann war.
Hans Pfitzner war zu diesem Zeitpunkt Anfang 20 – und verzweifelt. Er hatte gerade seine erste Oper mit dem Titel „Der arme Heinrich“ komponiert, aber kein einziges Opernhaus in Deutschland wollte das Werk aufführen. Pfitzner hatte Suizidgedanken.
Doch dann kam ein Lichtblick – und zwar von Hugo Riemann.