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Samuel Barber – von der Verständlichkeit der Musik

Ist Musik etwas Intellektuelles? Oder etwas für die „breite Masse“? Möglicherweise haben Sie darüber eine klare Meinung. Generationen von Komponisten haben sich über diese Frage allerdings gestritten – und streiten bis heute. Der US-amerikanische Komponist Samuel Barber (1910 – 1981) zählt zu den wenigen, die klar Stellung bezogen.

„Es gibt keinen Grund, warum Musik für ein Publikum schwer zu verstehen sein sollte.“

Das lesen Sie in diesem Artikel:

Wer war Samuel Barber?

Samuel Barber begann zu komponieren, als er sieben Jahre alt war. Seine professionelle musikalische Ausbildung erhielt er am Curtis Institute of Music in Philadelphia – damals wie heute eine der ersten Adressen, wenn es um die musikalische Ausbildung in den USA geht.

Barbers populärstes Stück, das Adagio for Strings, haben Sie sicher schon einmal gehört. Wenige wissen aber, dass es sich bei diesem berühmten Stück „nur“ um ein Arrangement handelt. Barber arrangierte den zweiten Satz seines Streichquartetts h-Moll für die größere Besetzung des Streichorchesters. Für die Uraufführung des Arrangements im Jahr 1938 zeichnete Arturo Toscanini, einer der führenden Dirigenten des 20. Jahrhunderts, verantwortlich.

Schade: Die überwältigende Berühmtheit des Adagio for Strings hat Barbers weiteres kompositorisches Schaffen fast vollständig in den Hintergrund gedrängt. Dabei schuf Barber noch weitere beeindruckende Werke: seine Oper Vanessa beispielsweise wurde heute vor 63 Jahren an der New Yorker Metropolitan Opera uraufgeführt.

Barber und Menotti

Wenn Sie regelmäßig im StarkConductor Blog vorbeischauen, ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass das Zitat von Samuel Barber…

„Es gibt keinen Grund, warum Musik für ein Publikum schwer zu verstehen sein sollte.“

…in inhaltlichem Zusammenhang zum kürzlich an dieser Stelle präsentierten Zitat von Gian Carlo Menotti steht. Sowohl Menotti als auch Barber bevorzugten in ihren Kompositionen eher traditionelle Formen und Harmonien und mieden den damals in der Komponistenszene vorherrschenden Experimentalismus.

Achja – noch etwas verbindet Barber und Menotti: Sie waren Lebensgefährten. 😊

Während Barber postulierte, dass Musik für das Publikum nicht schwer verständlich sein dürfe, nahm Menotti die Kritik aus den Reihen der Komponistenkollegen mit Humor. Die Position, dass Musik der „breiten Masse“ zugänglich sein müsse, vertraten sie beide.

Aus Sicht des Interpreten darf ich hinzufügen, dass es meiner Meinung nach immer die Aufgabe des Interpreten sein sollte, dem Publikum den Zugang zur Musik so einfach wie möglich zu machen – unabhängig von der Beschaffenheit der Musik. Hierin sehe ich eine der entscheidendsten Funktionen von ausführenden Musikern – wir sind nicht nur „Schallquellen“, sondern erfüllen vor allem eine wichtige Vermittlungsaufgabe.

Jonathan Stark – Dirigent
Jonathan Stark – Dirigent

Hallo! Ich bin Jonathan Stark. Als Dirigent ist es mir wichtig, dass Konzert- und Opernbesuche beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei hilft Hintergrundwissen. Deshalb blogge ich hier über Schlüsselwerke der klassischen Musik, über Komponisten und Komponistinnen, über die Oper und vieles mehr, was sich in der aufregenden Musikwelt ereignet.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Martin

    Vielen Dank, Jonathan, wie immer sehr interessante Gedanken!
    Ich freue mich auch immer über musikalische Anregungen, in diesem Fall habe ich mal etwas länger in das Violinkonzert von Barber reingehört, spannende Melodien.

    Liebe Grüße
    Martin

    1. Hallo Martin!
      Vielen Dank für deinen netten Kommentar. Ich freue mich, wenn meine Blogposts dazu beitragen, dass auch die etwas unbekannteren Musikperlen entdeckt werden! 🙂
      Herzliche Grüße,
      Jonathan

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