Franz Schubert
Große C-Dur-Symphonie
Erklärt nach der 5-4-3-2-1-Methode
Dauer: 55–60 Minuten
Gattung: Symphonie
Entstehungszeit: wahrscheinlich 1825–1826
Uraufführung: vermutlich postum am 12. März 1829 (Wien)
Inhaltsverzeichnis
Schuberts Große C-Dur-Symphonie in 5 Sätzen
Die Große C-Dur-Symphonie ist Franz Schuberts letzte Symphonie. Den Beinamen „die Große“ erhielt sie erstens, weil sie mit ihrer Spieldauer von ca. einer Stunde für lange Zeit das längste Instrumentalwerk überhaupt war, und zweitens, um sie im Kontext der verwirrenden Nummerierung der Schubert-Symphonien von der kürzeren Symphonie Nr. 6 in C-Dur zu unterschieden. Schubert hatte es ja nicht leicht, denn er stand eigentlich sein ganzes Leben lang im Schatten seines Zeitgenossen Beethoven. Davon ist auch die Entstehungsgeschichte der Großen C-Dur-Symphonie geprägt, denn am 07. Mai 1824 war Beethovens monumentale Symphonie Nr. 9 uraufgeführt worden, mit der sich Schubert wohl oder übel messen musste. So populär wie Beethovens neunte wurde Schuberts Große C-Dur-Symphonie jedoch längst nicht, obwohl sie viel Erstaunliches enthält (siehe dazu die „Highlights“ unten).
Hinweis: Dieses Werk gehört zu den Top 100 Klassische Musik.
4 Highlights aus Schuberts Großer C-Dur-Symphonie
Highlight 1: asymmetrischer Beginn
Symmetrie und Zweierpotenzen (also Phrasen, die 2, 4 oder 8 Takte lang sind) waren in der klassischen Musik lange Zeit ein hohes Gut. Zwar gibt es schon vor Schubert Beispiele für asymmetrische Phrasen (etwa in Mozarts Klarinettenquintett), doch Schubert trieb die Asymmetrie mit dem Eröffnungsthema seiner Großen C-Dur-Symphonie auf die Spitze. Die „Großform“ bleibt zwar gewahrt (das Thema ist 8 Takte lang), aber die Binneneinteilung ist wirklich merkwürdig. Hören Sie einmal selbst – wie würden Sie das Thema einteilen, das das Horn ganz am Anfang spielt? Die (verschieden langen) Echowirkungen machen das wirklich nicht einfach (eine gängige Einteilung ist 3(2+1)+3(2+1)+2):
Highlight 2: opernartiges Ende des ersten Satzes
Schubert ist bekannt dafür, zur Emanzipation der Posaunen beigetragen zu haben (besonders offensichtlich ist das in seiner „Unvollendeten“). Auch am Ende des ersten Satzes der Großen C-Dur-Symphonie ist das deutlich wahrnehmbar. Außerdem gibt es eine große Schlusssteigerung, in der das asymmetrische Einleitungsthema (siehe „Highlight 1“) erneut aufgegriffen wird und die in ihrer Dramatik fast schon an eine Opernarie erinnert:
Highlight 3: ein Lied ohne Worte
Nach der Klanggewalt im ersten Satz steht im zweiten Satz die Melodie ganz im Mittelpunkt – Schubert schreibt ein Lied ohne Worte. Bemerkenswert: der tänzerische, aber irgendwie „düstere“ Rhythmus, der sich unter der Melodie „einnistet“:
Highlight 4: ein Opernfinale?
Ich kann mir nicht helfen, aber auch das Finale von Schuberts Großer C-Dur-Symphonie würde meiner Meinung nach gut in ein Opernhaus passen. Zwei Signale stellt Schubert dem Satz voran, und dann geht es auch schon los mit der brillanten Schlussmusik:
3 Fragen und Antworten zu Schuberts Großer C-Dur-Symphonie
Frage 1: Wo schrieb Schubert seine Große C-Dur-Symphonie?
Die Große C-Dur-Symphonie entstand vermutlich hauptsächlich in den österreichischen Kurorten Gmunden und Bad Gastein.
Frage 2: Wie kam es dazu, dass Schuberts Große C-Dur-Symphonie doch noch erfolgreich wurde?
Beinahe wäre Schuberts Große C-Dur-Symphonie im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien verstaubt. Das wäre ganz schön traurig gewesen. Doch zum Glück gelang es Schuberts Bruder Ferdinand, den Komponisten und Dirigenten Felix Mendelssohn Bartholdy für das Werk zu begeistern. Dieser brachte es (wie auch Bachs Matthäus-Passion) im Leipziger Gewandhaus unter großem Beifall zur Aufführung, womit die Erfolgsgeschichte der Großen C-Dur-Symphonie begann.
Frage 3: Wie viele komplette Symphonien schrieb Franz Schubert?
Franz Schubert schrieb sieben komplette Symphonien. Weitere fünf Symphonien blieben unvollendet (die berühmteste davon ist die Symphonie in h-Moll mit dem Beinamen „Unvollendete“).
2 empfehlenswerte Aufnahmen von Schuberts Großer C-Dur-Symphonie
Aufnahme 1: Konzerthausorchester Berlin, Joana Mallwitz (live, 2020)
Ich finde es toll, mit welcher Verve Joana Mallwitz das Konzerthausorchester Berlin durch Schuberts Große C-Dur-Symphonie führt:
Aufnahme 2: NDR Elbphilharmonie Orchester, Herbert Blomstedt (Livestream, 2020)
Schuberts Große C-Dur-Symphonie ist außerdem eine Spezialität des Dirigenten Herbert Blomstedt:
1 Zitat zu Schuberts Großer C-Dur-Symphonie
Überhaupt will ich mir auf diese Art den Weg zur großen Sinfonie bahnen.
Schubert in einem Brief an seinen besten Freund, den österreichischen Maler Leopold Kupelwieser