Das ist Teil 2 des Sommer-Mini-Erlebnisses 2022. Teil 1 (Der Umbruch) finden Sie hier.
Um 1800 suchten die Musikgelehrten in Europa Antworten auf die Fragen: Wie konnte man das Tempo eines Musikstücks präzise messen? Wie konnte man ein Tempo so vorschreiben, dass es jeder Musiker gleich verstand? Der deutsche Erfinder Dietrich Nikolaus Winkel hatte im Jahr 1814 die zündende Idee.
Winkel stammte aus Lippstadt, wanderte aber im Jahr 1800 im Alter von 23 Jahren nach Amsterdam aus. Dort beschäftigte er sich mit der Mechanik.
Es war üblich, dass sich Mechaniker damals auch mit Musik beschäftigten. „Musikautomaten“ waren im Trend – also Maschinen, die „alleine“ spielen konnten (mit mechanischen Mitteln). Auch Winkel erfand einen Musikautomaten – sein Componium konnte endlose Variationen eines musikalischen Themas erzeugen.
Dann, im Jahr 1814, entdeckte Winkel bei seinen mechanischen Experimenten, wie die präzise Messung eines musikalischen Tempos möglich war…
…nämlich mit einem Pendel! Allerdings mit einem ganz speziellen Pendel: Winkel entdeckte, dass das Pendel auf beiden Seiten des Drehpunkts gewichtet werden musste.
Nur so war es möglich, auch sehr langsame Tempi vorzuschreiben: Man gab die Anzahl der Pendelschläge pro Minute an und kombinierte diese Angabe mit einem Notenwert, zum Beispiel einer Viertelnote. Die Angabe ♩ = 120 bedeutete dann, dass eine Viertelnote genau so lang war wie ein Pendelschlag, wenn das Pendel 120-mal pro Minute ausschlug (also eine halbe Sekunde).
Winkel nannte seine Erfindung Cronometer. Doch er machte einen schwerwiegenden Fehler, der ihn Ruhm, Ehre und vor allem eine Menge Geld kostete.