Bukarest, 1865: Ein Gebäude zum Wohl der Gesellschaft soll erbaut werden. Was soll es werden? Ein Zirkus, ein Abgeordnetenhaus oder ein Konzerthaus? Das Bukarester Athenäum war all das.
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Wenn Sie sich für Architektur interessieren, wird Ihnen beim Anblick des Bukarester Athenäums eines sofort auffallen: Verschiedene Stile und Epochen prallen hier aufeinander. Die Architektur dieses Konzerthauses bezeugt dessen wechselvolle Geschichte, denn das Bukarester Athenäum hatte schon viele verschiedene Funktionen inne.
Zirkus? Literatur? Musik?
Beinahe wäre das Bukarester Athenäum ein Zirkus geworden. Als im Jahr 1865 die Entscheidung fiel, ein Gebäude zum Wohle der Gesellschaft zu bauen, war der Bauplatz für einen Zirkus mit Manege vorgesehen. Dieser Plan wurde verworfen, als die Literarische Gesellschaft „Ateneul Român“ den geplanten Neubau als ihren Hauptsitz nutzen wollte – doch es gab ein Problem: das Geld fehlte.
Dieser Geldknappheit ist es wohl zu verdanken, dass Bukarest heute mit dem Athenäum über eines der vielleicht schönsten Konzerthäuser der Welt verfügt – denn in einem beispiellosen, 28-jährigen Spendenaufruf wurde der Neubau finanziert und im Zuge dessen zur Konzerthalle deklariert.
Musik! Politik! Kino!
Dass das Athenäum keine reine Konzerthalle blieb, liegt wohl in dieser wechselvollen Entstehungsgeschichte begründet. So war das Gebäude zwischen 1919 und 1920 der Sitz des Abgeordnetenhauses – und schrieb Geschichte: Am 29. Dezember 1919 wurde hier die Vereinigung von Bessarabien, Siebenbürgen und Bukowina mit dem altrumänischen Königreich zu Großrumänien beschlossen. Das Bukarester Athenäum dürfte damit politisch ähnlich bedeutend wie das Prager Ständetheater sein, in dem eine Nationalhymne geboren wurde.
Zudem erhielt das Gebäude im Jahr 1924 ein Kino – für Unterhaltung in verschiedensten Formen war also ab diesem Zeitpunkt bestens gesorgt. Außer Konzerthaus, Abgeordnetenhaus und Kino war das Athenäum aber auch schon immer eine Art Museum.
Das Bukarester Athenäum als Zeuge rumänischer Geschichte
Sowohl von außen als auch von innen dokumentiert das beeindruckende Gebäude rumänische Geschichte: Außen befinden sich goldene Porträts rumänischer Fürsten; innen illustriert ein Fresko von Costin Petrescu die Revolution von 1848, die Vereinigung von 1859, den Unabhängigkeitskrieg und zahlreiche andere historische Ereignisse.
Heute beherbergt das Bukarester Athenäum die Staatsphilharmonie George Enescu sowie das George Enescu Festival.
Jonathan Stark – Dirigent
Hallo! Ich bin Jonathan Stark. Als Dirigent ist es mir wichtig, dass Konzert- und Opernbesuche beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei hilft Hintergrundwissen. Deshalb blogge ich hier über Schlüsselwerke der klassischen Musik, über Komponisten und Komponistinnen, über die Oper und vieles mehr, was sich in der aufregenden Musikwelt ereignet.
Spannend, bei meinem nächsten Bukarest-Trip werde ich das Athenäum wohl besuchen 😉
Hallo Martin, das ist auf jeden Fall zu empfehlen! 🙂