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Boston Symphony Hall: wie ein 32-jähriger Physiker die beste Konzerthalle der Welt baute

Die Boston Symphony Hall ist unter Konzertbesuchern, Orchestermusikern und Dirigenten sehr beliebt, weil sie über eine ausgezeichnete Akustik verfügt. Verantwortlich dafür war beim Bau der Boston Symphony Hall im Jahr 1900 ein blutjunger Physiker: Wallace Clement Sabine.

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Boston Symphony Hall: wissenschaftlich fundiert zur besten Akustik

Wallace Clement Sabine machte nie seinen Doktortitel. Er war fleißig, keine Frage. Wer mit 18 Jahren sein Physikstudium an der Ohio State University abschließt, muss ein fleißiger Physiker sein. Aber Qualität war für Wallace Clement Sabine offensichtlich immer wichtiger als Quantität, denn seine wissenschaftlichen Publikationen waren überschaubar, aber immer brillant.

So kam es, dass Sabine auch ohne Doktortitel als Physikprofessor an die Harvard University berufen wurde. Im Jahr 1895 eröffnete die Harvard University ein eigenes Kunstmuseum, das Fogg Art Museum. Doch es gab ein Problem: Das Museum war akustisch unbrauchbar, weil ein extremer Nachhall den Museumsbesuch zur Qual machte.

Auftritt Wallace Clement Sabine: Im Alter von nur 27 Jahren reparierte der amerikanische Physiker die defekte Museumsakustik und entdeckte im Zuge dessen die physikalischen Prinzipien der Nachhallzeit. Eine gute Raumakustik – plötzlich war sie planbar und berechenbar.

Ab diesem Zeitpunkt eilte Sabine sein Ruf voraus. Im Jahr 1900 brauchte man in Boston eine neue Konzerthalle, denn die alte Boston Music Hall musste den zahlreichen Straßen- und U-Bahn-Neubauten der expandierenden Stadt weichen. Das war die Geburtsstunde der Boston Symphony Hall. Verantwortlich für die Akustik: Wallace Clement Sabine.

Die berühmten Vorbilder der Boston Symphony Hall

Sabine orientierte sich bei der Akustikplanung der neuen Konzerthalle an berühmten europäischen Vorbildern. Insbesondere das Leipziger Gewandhaus hatte es ihm angetan. Aber auch der Wiener Musikverein und das Amsterdamer Concertgebouw waren für ihre hervorragende Akustik bekannt.

Der Grund dafür ist das „Schuhschachtel-Prinzip“: Die Summe aus Raumhöhe und Raumbreite ergibt die Raumlänge. Dieses einfache Bauprinzip sorgt – oh Wunder – bis heute für eine ausgezeichnete Akustik. Deshalb kam das Schuhschachtel-Prinzip nicht nur bei der Boston Symphony Hall, sondern auch bei späteren Konzerthausbauten immer wieder zur Anwendung.

Boston Symphony Hall historic
Eine historische Darstellung der Boston Symphony Hall.

Weltklasse-Akustik mit Ansage

Die von Sabine geplante Akustik war sofort bei der Fertigstellung der neuen Konzerthalle im Jahr 1900 ein durchschlagender Erfolg. Seitdem spielt das Boston Symphony Orchestra, eines der besten Orchester der Welt, in dieser Konzerthalle. Dirigenten und Solisten von Weltrang kommen immer wieder gerne in die Boston Symphony Hall, die bis heute zu den akustisch besten Konzertsälen der Welt gehört.

Und was wurde aus Wallace Clement Sabine? Er starb viel zu früh im Alter von nur 50 Jahren. Seine Erkenntnisse zur Raumakustik sind bis heute die Basis für den erfolgreichen Bau von Konzerthallen.

Boston Symphony Hall front
Die Boston Symphony Hall heute. Quelle: Digfarenough / CC-by-sa-3.0
Picture of Jonathan Stark – Dirigent
Jonathan Stark – Dirigent

Hallo! Ich bin Jonathan Stark. Als Dirigent ist es mir wichtig, dass Konzert- und Opernbesuche beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei hilft Hintergrundwissen. Deshalb blogge ich hier über Schlüsselwerke der klassischen Musik, über Komponisten und Komponistinnen, über die Oper und vieles mehr, was sich in der aufregenden Musikwelt ereignet.

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