Wer erfand die Oper? Um 1580 trafen sich Gelehrte in Florenz und erschufen mit der Oper eine neue Kunstform. Allerdings lag dabei ein Missverständnis vor…
Das lesen Sie in diesem Artikel:
Das Wichtigste in Kürze
Für alle, die es eilig haben: das Wichtigste über die Erfindung der Oper in Kurzform.
Wann und wo entstand die Oper?
Die Oper entstand um 1580 in Florenz (Italien).
Wer erfand die Oper?
Die Oper wurde von italienischen Gelehrten in einem Gesprächskreis erfunden. Dieser Gesprächskreis hieß „Florentiner Camerata“.
Warum entstand die Oper?
Die Mitglieder der Florentiner Camerata wollten eigentlich die antiken Dramen wiederbeleben. Dabei gingen sie aber von falschen historischen Annahmen aus und schufen damit – mehr oder weniger aus Versehen – eine ganz neue Kunstform: die Oper.
Welche war die erste Oper?
Die erste Oper war La Dafne von Jacopo Peri und Ottavio Rinuccini. Die Oper wurde 1598 uraufgeführt und ist heute nur noch fragmentarisch erhalten.
Sie möchten es genauer wissen? Bitte weiterlesen…
Die Florentiner Camerata
Um 1580 kamen Dichter, Musiker, Philosophen und weitere Gelehrte in Florenz (Italien) zusammen. Dort bildeten sie einen akademischen Gesprächskreis, der später „Florentiner Camerata“ genannt wurde.
Berühmte Menschen waren Mitglieder der Florentiner Camerata, zum Beispiel:
- Vincenzo Galilei (Galileo Galileis Vater)
- Jacopo Peri (Komponist)
- Ottavio Rinuccini (Dichter)
Die Gelehrten tauschten sich vor allem über die griechische Antike aus. Ganz besonders interessant fanden sie das antike Drama. Allerdings lagen hier einige Missverständnisse vor…
Die Oper entsteht aus einem Missverständnis
Eigentlich hatten sich die Mitglieder der Florentiner Camerata das Ziel gesetzt, die antiken Dramen möglichst originalgetreu wieder aufzuführen. Es stellte sich also die Frage, wie die Dramen denn wohl in der Antike aufgeführt worden waren?
Darüber trafen die Gelehrten die folgenden beiden Annahmen:
- Sie gingen davon aus, dass der Text der antiken Dramen gesungen worden war.
- Sie vertraten die Meinung, dass Gesangssolisten, Chor und Orchester an den antiken Dramen beteiligt gewesen waren.
Beide Annahmen – das wissen wir heute – waren falsch.
Selten dürfte ein Missverständnis die Musik so sehr vorangebracht haben. Basierend auf ihren beiden Annahmen schufen die Mitglieder der Florentiner Camerata eine vollkommen neue Art von Sprechgesang: die Monodie.
Monodie
In der Monodie wird ein Gesangssolist nur sehr sparsam („akkordisch“) von Instrumenten begleitet. Gesang und Instrumente treten also nicht in Konkurrenz zueinander. Der Gesang mit dem zu singenden Text steht an erster Stelle, die Instrumentalbegleitung wirkt unterstützend.
Die Monodie war die Basis für die neue Kunstform, die die Mitglieder der Florentiner Camerata in ihren Gesprächsrunden erschufen.
Die folgenden Punkte waren den Gelehrten am wichtigsten:
- Textverständlichkeit
- Klare, einfache Gesangslinie
- Sparsame Instrumentalbegleitung
- Rezitierender Gesang (recitar cantando)
- Eindeutige Darstellung des Affektes
Die Monodie stand damit in Konkurrenz zur damals vorherrschenden Polyphonie. In der Polyphonie wurden viele musikalische Linien übereinandergeschichtet, sodass der Text kaum noch verständlich war. Das wollten die Mitglieder der Florentiner Camerata ändern.
Die erste Oper: La Dafne von Jacopo Peri
Das erste künstlerische Produkt der akademischen Gesprächsrunden war das Werk La Dafne. Die Musik stammt von Jacopo Peri und der Text von Ottavio Rinuccini, die beide Mitglieder der Florentiner Camerata waren (siehe oben). Das Werk wurde 1598 uraufgeführt und gilt als die erste Oper. Leider sind davon nur noch Fragmente erhalten.
Oper wird populär: Monteverdi
Claudio Monteverdi ist heute wesentlich bekannter als Jacopo Peri und wird sogar oft als der erste Opernkomponist genannt (dass das nicht stimmt, wissen Sie jetzt 😉). Tatsächlich hat Monteverdi die recht starren Vorgaben der Florentiner Camerata mit künstlerischer Freiheit behandelt und dadurch einen ganz eigenen Stil geprägt. Zu Monteverdis Weiterentwicklung zählen:
- eine größer besetzte Instrumentalbegleitung,
- eine erweiterte Harmonik,
- eine noch schärfer abgegrenzte Affektdarstellung und
- eine Instrumentation, die den Charakter der Opernfiguren widerspiegelt (z. B. Posaunen für die Unterwelt).
Deutlich wird Monteverdis Personalstil sowohl in seiner ersten Oper L’Orfeo (1607) als auch in seinen Spätwerken Il ritorno d’Ulisse in patria (1640) und L’incoronazione di Poppea (1643).
Mit der zunehmenden Popularität der neuen Kunstform ging auch der Bau der ersten Opernhäuser einher. Auch hier begann die Entwicklung in Italien, wo in den kommenden Jahrzehnten berühmte Opernhäuser wie das Teatro La Fenice errichtet wurden. Das goldene Zeitalter der Oper konnte beginnen.
Jonathan Stark – Dirigent
Hallo! Ich bin Jonathan Stark. Als Dirigent ist es mir wichtig, dass Konzert- und Opernbesuche beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei hilft Hintergrundwissen. Deshalb blogge ich hier über Schlüsselwerke der klassischen Musik, über Komponisten und Komponistinnen, über die Oper und vieles mehr, was sich in der aufregenden Musikwelt ereignet.