Ein Theater, in dem gleich zwei Mozart-Opern uraufgeführt wurden? Ein Theater, das mit einem Lessing-Schauspiel eröffnet wurde? Ein Theater, in dem eine Nationalhymne geboren wurde? Tatsächlich gibt es eines, in dem all das passiert ist: das Prager Ständetheater.
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Stolz erhebt sich das Ständetheater am Obstmarkt in der Prager Altstadt. Wohl kaum ein anderes Theater vergleichbarer Größe dürfte für die Opern- und Dramenkultur des 18. Jahrhunderts so bedeutend gewesen sein. Denn mit heute 664 Sitz- und 20 bis 40 Stehplätzen handelt es sich nicht um ein großes Haus – dennoch ist das Ständetheater der Geburtsort zahlreicher Erfolge und Legenden.
Prominenz die erste: Mozart im Ständetheater
Wolfgang Amadeus Mozart dürfte mit diesem Haus (das damals, seinem Bauherren Franz Anton Graf von Nostitz-Rieneck zu Ehren, noch den Namen „Gräflich Nostitzsches Nationaltheater“ trug) wohl ausschließlich positive Assoziationen verbunden haben. Hier dirigierte er im Jahr 1787 seinen „Figaro“ und spielte sich mit einer aufsehenerregenden Akademie in die Herzen des Prager Publikums.
Im selben Jahr leitete er im Ständetheater die Uraufführung seines „Don Giovanni“, genau wie vier Jahre später jene von „La clemenza di Tito“. Die Legende besagt, dass die Ouvertüre des „Don Giovanni“ erst unmittelbar vor der Uraufführung fertig wurde – die Prager Musiker spielten vom Blatt.
Prominenz die zweite: Lessing im Ständetheater
Auch ein weiteres Schwergewicht der Dramengeschichte und Zeitgenosse Mozarts steht in Verbindung mit dem Prager Ständetheater: Gotthold Ephraim Lessing. Denn das Haus am Prager Obstmarkt öffnete seine Pforten für das Publikum im Jahr 1773 mit einer Aufführung von Lessings Trauerspiel „Emilia Galotti“.
Lessings „Emilia Galotti“ und Mozarts „Figaro” – beide Stücke sind Werke der Aufklärung und kritisieren die damals vorherrschende Gesellschaftsordnung nach französischem Vorbild. Ihr Erfolg in Prag kann uns viel über die aufgeklärte Haltung der Prager Bevölkerung im 18. Jahrhundert verraten.
Geburtsort einer Nationalhymne
Dazu passt auch, dass das Prager Ständetheater der Geburtsort einer Nationalhymne ist. Während einer Aufführung des Theaterstückes Fidlovačka von Josef Kajetán Tyl brach das Publikum anlässlich des Liedes Kde domov můj derart in Begeisterung aus, dass das Lied später zur tschechischen Nationalhymne erklärt wurde.
Das Prager Ständetheater heute
Heute ist das Ständetheater eine der Bühnen des Nationaltheaters in Prag und konzentriert sich traditionell, wie sollte es anders sein, auf die Opern Mozarts.
Jonathan Stark – Dirigent
Hallo! Ich bin Jonathan Stark. Als Dirigent ist es mir wichtig, dass Konzert- und Opernbesuche beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei hilft Hintergrundwissen. Deshalb blogge ich hier über Schlüsselwerke der klassischen Musik, über Komponisten und Komponistinnen, über die Oper und vieles mehr, was sich in der aufregenden Musikwelt ereignet.
