Mozarts Uraufführungen waren oft mit den Stars seiner Zeit besetzt. Eine Ausnahme gab es jedoch: den Don Giovanni.
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Eine (un)berühmte Ausnahme…
Viele Menschen, die als erste Mozart-Opernrollen sangen, sind berühmt. Denken Sie nur an den ersten Papageno Emanuel Schikaneder. Auch die erste Konstanze (Die Entführung aus dem Serail), Caterina Cavalieri, war eine der berühmtesten Opernsängerinnen ihrer Zeit.
Mit dem Don Giovanni verhält es sich anders. Als Mozart im Jahr 1787 nach Prag reiste, um dort am heutigen Ständetheater seine neueste Oper uraufzuführen, fand er dort ein überaus junges Opernensemble vor. Ein Mitglied davon: der italienische Bariton Luigi Bassi.
Von Frauenrollen zum Verführer
Luigi Bassi stammte aus der italienischen Hafenstadt Pesaro. Er war ein Kind des Theaters, denn schon im Alter von 13 Jahren konnte er auf umfangreiche Bühnenerfahrungen in Privattheatern zurückblicken. Aufgrund seiner Jugend und der daher noch hohen Stimme spielte er meistens Frauen.
Es ist somit von einer gewissen Ironie, dass Luigi Bassi von Mozart für die Rolle des Verführers schlechthin ausgewählt wurde: Mozart wollte Bassi als seinen Don Giovanni.
Von Wunderkind zu Wunderkind? Wer weiß…
Sie kennen sicher den Wunderkindmythos, der sich um Mozart rankt. Ich persönlich bin kein besonderer Freund davon. Eine Sache ist jedoch unbestritten: Mozart hatte in jungen Jahren ein außergewöhnlich hohes Fertigkeitslevel erlangt. Dasselbe galt für Luigi Bassi. Als Luigi Bassi den Don Giovanni sang, war er – halten Sie sich fest – 21 Jahre alt!
Das ist aus zwei Gründen überwältigend: Erstens ist es unter heutigen Maßstäben schwer vorstellbar, dass ein 21-Jähriger die für den Don Giovanni notwendige Stimmgewalt aufbringt. Zweitens stellt sich die Frage, welches Spielalter die Opernfigur Don Giovanni haben soll.
Diese Frage gibt Opernregisseuren bis heute Rätsel auf. Dennoch: 21 Jahre wären für einen Don Giovanni ziemlich sicher ein zu junges Spielalter. Ein 21-Jähriger, der in einem halben Dutzend Länder mehr als 1000 Frauen verführt hat? Kein schlechter Schnitt…
Insofern ist es umso interessanter, wie aus Luigi Bassi im Rahmen der Prager Uraufführung ein Don Giovanni gemacht wurde. Folgende Abbildung existiert von ihm – entscheiden Sie selbst: Ist es den Prager Verantwortlichen gelungen, Bassi älter als 21 Jahre wirken zu lassen?
Süße Zweifel und Mozarts Prager Erfolg
In der neueren Mozart-Forschung ist eine Vermutung aufgekommen, die eine einfache Erklärung für das Phänomen Luigi Bassi bietet: Luigi Bassi hat sich als jünger ausgegeben, als er war (nicht dass das heute unüblich wäre…).
Nachzuweisen ist ihm das aber bis heute nicht. Der Erfolg dürfte diese Zweifel auch überstrahlen: Mozarts Don Giovanni wurde in Prag gut aufgenommen und war für Bassi der Startschuss für eine erfolgreiche Sängerkarriere. Zuletzt versuchte er sich sogar als Regisseur.
(Übrigens: Mozarts Prager Erfolg beruht nicht nur auf seinem Don Giovanni, sondern auch auf einem triumphalen Konzert. Mehr darüber lesen Sie hier.)
Jonathan Stark – Dirigent
Hallo! Ich bin Jonathan Stark. Als Dirigent ist es mir wichtig, dass Konzert- und Opernbesuche beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei hilft Hintergrundwissen. Deshalb blogge ich hier über Schlüsselwerke der klassischen Musik, über Komponisten und Komponistinnen, über die Oper und vieles mehr, was sich in der aufregenden Musikwelt ereignet.
